Es gab mal eine Zeit, in der die französische Hauptstadt für pure Romantik stand. Heute steht sie hauptsächlich für knappen, massiv überteuerten Wohnraum, gewalttätige Proteste - und Terroranschläge gegen die ganze Menschheit. Aber in Anbetracht der aktuellen Geschehnisse fällt es mir schwer, den Sarkasmus zu unterdrücken.
Mal ganz unter uns: Die Flüchtlingskriese ist schon längst nicht mehr der mediale Bringer. Jeden Tag angebliche neue Extrema, nur um noch ein kleines bisschen Schlagzeilenwürdigkeit herauszukitzeln. Kein Wunder, dass sich unsere Massenmedien mit solcher Freude auf 8 Attentäter in Paris stürzen. Natürlich ist es tragisch, was dort passiert ist. Etwa 129 Menschen sind tot, manche Medien sprechen auch von 132. Hundertdreißig Menschen!
Glaubt man der TAZ, dann sind in Syrien am letzen Freitag rund 25% mehr Menschen gestorben als in Paris. Und am Donnerstag davor. Und am Mittwoch davor. Überhaupt jeden Tag in den letzen 4 Tagen. Mehr als 1.500 Tage und jeden Tag (im Durchschnitt) mehr Opfer als in Paris.
Natürlich: Das ist Syrien. Naher Osten. Ganz weit weg und da bekriegt sich sowieso immer irgendwer, wenn er nicht gerade nach Deutschland auswandert, um sich - wie ich vorhin von einem überzeugten AfD-Anhänger erfahren musste - vom deutschen Steuerzahler ein Eigenheim, Autos und Handys bezahlen zu lassen. Die Lügenpresse verschweigt das natürlich alles und die ganze Sympathie für Flüchtlinge in sozialen Netzwerken ist ohnehin von einer Minderheit gefaked. Hat die AfD kürzlich statistisch bewiesen.
Aber ich komme vom Thema ab. Ich war in diesem Jahr bei zu vielen Beerdigungen - und es waren nicht wirklich viele. Trotzdem kann ich den Schmerz nachempfinden, einen nahestehenden, geliebten Menschen zu verlieren. Oder auch jemanden, den man eigentlich kaum kannte, dessen Tod einen aber trotzdem nicht kalt lässt. Die Angehörigen von rund 130 Menschen werden das in den nächsten Tagen und Wochen unfreiwillig erleben. Ihnen gilt mein Mitgefühl, mein Beileid und meine besten Wünsche, dass sie damit zu leben lernen.
Trotzdem halte ich den aktuellen Medienhype, auf den die weltweiligen Politiker natürlich nur zu gerne aufspringen, für massiv übertrieben. Acht Attentäter sollen es gewesen sein. Das diese aus Syrien gesteuert wurden, war schon am nächsten Tag bekannt. Die Polizei und Geheimdienste hatten zwar vorher keine Ahnung, aber danach wissen sie sofort alles über die Täter. Oder sie nehmen einfach mal die ganze Familie in Sippenhaft. Oder sie basteln an einem ganz eigenen Patriot Act, quasi ein Patriote Acte. Die bestehenden Maßnahmen haben auf ganzer Linie versagt - also intensivieren wir sie.
Gleichzeitig bomben sie übrigens Syrien weg. Ob es dabei zivile Opfer gab? Intressiert keinen. Egal ob es 130 oder 1300 waren. Deutschlands Haltung ist dagegen zumindest etwas gemäßigter und deswegen hoffe ich einfach mal darauf, dass es hierzulande keine ähnlichen Aktionen gibt.
Bleiben wir aber kurz bei der Armee aus 8 Attentätern. So eine logistische Meisterleistung muss doch einfach von langer Hand geplant und vom allmächtigen teuflischen IS ferngesteuert gewesen sein.
Nur mal ganz nebenbei sei erwähnt, dass meine 7jährige Tochter voll Ende-zu-Ende verschlüsselt mit mir elektronisch kommunizieren kann. Seit heute auch mit ihrer neuen Freundin (11), die sie am Wochenende kennen gelernt hat. Die beiden müssen kriminelle Super-Hacker sein! Oder sie können ganz einfach nur Android bedienen. Rein telefonisch koordiniert sie übrigens auch gemeinsame Aktionen mit ihren Freundinnen. Spiel-Date nennt sich das und über so komische Dinger mit Zahlen drauf und Zeigern dran schaffen sie es sogar meist, sich zeitgleich zu treffen.
Mal im Ernst: Eine koordinierte Aktion von 8 Attentätern auf die Beine zu stellen, die zeitgleich zuschlagen, halte ich für nicht sehr kompliziert, zumindest wenn das Personal einmal rekrutiert wurde. Aber ich bin auch kein Massenmedien-Reporter und habe dem entsprechend keine Expertenkenntnisse auf diesem Gebiet.
PS: Den negativen Spitzenplatz in den letzten Tagen hat in meinen Augen ein AfD-Anhänger auf FB geschafft, der unbedingt eine französische Fahne auf sein Profilbild malen musste. Selbst offen Fremdenfeindlichkeit proklamieren und dann Pseudo-Solidarität gegen eine pure fremdenfeindliche Tat heucheln... Nein Danke!
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