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Blog-Battle #9: Körperkult

Die Meinungen über Körper gehen stark auseinander. Einige hassen sie abgrundtief, andere nehmen sie als unvermeidbares Übel der Naturgesetze hin und einige verehren sie. Vor allem die Gruppe der letztgenannten hat dazu beigetragen, dass sich im Laufe der Jahre ein regelrechter Kult entwickelt hat. Gemeint ist natürlich keine geheimnisvolle Clique, die sich Nachts im Wald trifft und unter Missachtung jeglicher Brandschutzvorschriften nackt um ein großes Lagerfeuer tanzt.

Nein, im Körperkult geht es viel gesitteter zu. Es gelten unausgesprochene Bekleidungs- und Verhaltensregeln. Wer dagegen verstößt, darf zwar weiterhin dem Körperkult huldigen, muss das aber in trauter Einsamkeit und abseits der Gruppe tun. Eingeweihte bezeichnen die den Körperkult selbst als Geometrie und sehen sich als Untermenge der Mathematik. Dabei geht es um Zylinder, Würfel, Kugeln, Pyramiden und alles andere, was sich über seine Oberfläche definieren lässt.

Natürlich lassen sich auch andere Körper kultivieren. Ein Ehepaar verkauft menschliche, halb zerstückelte Leichen bzw. einen morbiden Blick auf selbige. Ob es sich dabei um Kunst, Medizinische Fortbildung oder einfach nur finanzielles Interesse handelt, soll bitte jeder selbst bewerten. Ich selbst habe keinerlei Verlangen, die Körperwelten zu besuchen - weder lebendig, noch tot.

Gerade diese Woche ging eine andere Form des Körperkults erneut durch die Medien: Die freiwillige Selbstverstümmelung. Eine mehr oder weniger berühmte Frau lässt sich nach und nach die Organe ihres Körpers entfernen, weil sie eventuell mal krank werden könnten. Zu laut sollte ich darüber nicht lästern, immerhin fehlt mir seit über 30 Jahren selbst ein kleines Stückchen Darmanhang. Warum selbiger über seine Eigenschaft, nichts sehen zu können, benannt wurde, ist mir nach wie vor unklar, schließlich war auch mein Dickdarm bisher noch bei keinem Sehtest.

Aber zurück zum Selbstverstümmelungs-Körperkult: Es wurde festgestellt, dass sie ein Gen hat und das hat sie so sehr in Panik versetzt, dass sie pro Jahr - Achtung, Wortwitz - im Schnitt ein bis zwei Organe eliminieren lässt. Krank sind diese zwar nicht, aber sie könnten es ja werden.

11.10.2013_002.jpgHabe ich noch etwas vergessen? Ah, eine Ausprägung von Körperkult gibt es noch, aber diese ist gesellschaftlich schon längst so weit verbreitet, dass man kaum noch von einem Kult sprechen kann. In der westlichen Kultur ist es üblich, Frauen (und zwar sowohl denen, die äußerlich welche sind als auch denen, die nur innerlich welche sind) die Hautfetzen unterhalb der Hörorgane zu durchlöchern. Vorzugsweise passiert das noch im lebenden Zustand und ist so verbreitet, dass selbst Klein-Frauen ("Mädchen") schon darum betteln.

"Schießen" wird so etwas genannt und finanziert eine ganze Branche. Viele "Schießer" (bitte das "E" nicht vergessen) verdienen damit ihren Lebensunterhalt, andere machen es als Hobby nebenbei. Damit das Hobby auch etwas handfestes abwirft, schießen sie seltener auf kleine Mädchen, sondern öfters auf Tiere. Diese sind allerdings nicht so gesellschaftlich adaptiert, dass sie freiwillig ihr Ohr hinhalten und so kommt es häufig zu Unfällen, die nicht selten tödlich ausgehen. Ein totes Tier kann die Rechnung für das Schießen nicht mehr bezahlen, also wird es als Ausgleich aufgegessen. Das ist in dieser Branche, die sich selbst Jäger nennt, ganz normal.

Eben so normal ist der gesteigerte Einsatz von Alkohol. Vermutlich liegt es daran, dass die Jäger von Zeit zu Zeit nicht die gewünschte Stelle oder Person treffen und das - zumeist menschliche - Opfer dann mit Löchern an den ungewöhnlichsten Stellen herumlaufen muss. Um diese zu verstecken, werden Metallteile, Plastikteile oder unter Hochdruck gepresster Kohlenstoff eingesetzt.

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Im von seiner Schwarzigkeit ersonnenen Blog-Battle gibt es jede Woche gibt es eine Themenverantwortliche, nächste Woche sogar zwei. Tiere mit und ohne Wolle und Blogger die sie nicht mögen nehmen teil. Bei machen spielt die Musik, aber bei allen gibt es etwas Lesenswertes zum gleichen Thema.

 

9 Kommentare. Schreib was dazu

  1. *Hust* man sollte Ohrlöcher nicht schießen lassen ... das Gewebe wird bei schießen zu schnell verdrängt, stechen ist wesentlich besser, allein wegen der Heilung :P
    Dafür gibt´s nen Abzug! 2 -
    Trotzdem sehr schön das du mal was anderes als Tattoos und Magerwahn angesprochen hast - auch wenn ich bei dem Thema nicht ganz deine Meinung bin.

  2. Wie immer sehr interessant geschrieben - aber auch du bist nicht vor Rechtschreibfehlern gefeit, die ich so gern entdecke: "Eingeweihte bezeichnen die den Körperkult selbst als Geometrie.." Für den aufgefeilten Satzbau, mhmm, nein, den Kommentar erspare ich mir und dir. Allerdings fehlte mir der Kick, den du sonst mit einbaust, von daher, Erwartungen getroffen, aber nicht übertroffen - nur eine 2.

  3. Oh ja, mal eine andere Herangehensweise als Tattoos und Piercing, was ich -mangels anderer Ideen- ja selber als Kernthema gewählt hatte. Nur dem Part mit den Jägern hättest du dir für meinen Geschmack sparen können.
    Von mir eine 1-

  4. Schakal

    Spricht mich nicht so an, da mir das Persönliche fehlt. Ingesamt aber durchaus lesbar. 2 :)

  5. Schöner Post, über den sehgeschädigten Darmanhang musste ich lachen :D
    Von mir gibts ne 1-

    P.S. Du hast Justine 2mal bei den Mitstreitern verlinkt, dafür aber deine Frau vergessen!

    • Sebastian

      Danke für den Tipp, war keine Absicht. Wird gleich geändert.

  6. Also wirklich ;) Du pöser Junge und mir ist es nicht mal aufgefallen ^^

  7. Diesmal hast du die etwas andere Herangehensweise. Jedoch fehlt mir da irgendwo was Note: 2-

  8. Hihi

    zwar informativ nicht so der Renner, aber der erste Beitrag, der mich in meiner momentanen Lethargie schmunzeln ließ: 1

    Gruß schafi

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