Wie der eine oder andere schon mitbekommen haben dürfte, läuft gerade eine Crowdfunding-Aktion für Lesungen von Bea geht in verschiedenen Städten. Zu dem Konzept scheint es aber noch mehr Fragen zu geben, als ich dachte. Hier der Versuch einer Antwort.
Die letzte Frage war:
Irgendwie verstehe ich das ganze System nicht. Kannst Du mir nicht sagen, an welchem Tag wo die Lesung stattfindet und ich dann an der Abendkasse eine Karte kaufe oder über Facebook Vorbestellungen tätige?
Nein, kann ich nicht, weil der Termin und der Ort noch gar nicht feststehen.
Warum kostet eine Lesung Geld?
Eine Lesung kostet Geld, hauptsächlich, weil der Autor von seinem Wohn- an den Lesungsort kommen muss. Wenn die Lesung Abends stattfindet, ist meist eine Rückfahrt am gleichen Tag nicht mehr möglich oder die Strecke wird einfach zuviel für einen Tag, dann muss auch noch eine Übernachtung finanziert werden. Je nach Veranstaltungsort fallen für diesen unter Umständen auch Kosten an, die zu tragen sind.
Natürlich stellt sich die durchaus berechtigte Frage, warum der Autor diese Kosten nicht einfach selbst trägt, schließlich verdient er auch am Buch und bei jeder Lesung werden üblicherweise auch Bücher verkauft.
Für die Bea geht - Lesung in Stuttgart sind etwa € 400,- an Kosten veranschlagt. Wenn 40 Zuhörer kommen (was für einen unbekannten Autor schon recht viel ist), werden vielleicht 10 oder sogar 20 Bücher zum Einzelpreis von € 9,95 verkauft, das entspricht einem Gesamtumsatz von höchstens € 199,-. Selbst wenn der Autor die Bücher kostenlos bekommen würde, wären die Kosten trotzdem nicht ansatzweise gedeckt. In der Realität bleiben dem Autor vom Buchumsatz allerdings eher zwischen 0 und 20%, je nach Verlag, Einkaufsmenge und ein paar weiteren Kriterien.
Für Bea geht sind dieses Jahr noch bis zu 10 Lesungen vorgesehen (wieviele davon stattfinden, ist eine andere Frage), also müsste ich grob € 4000,- selbst aufbringen, nur um Lesen zu können. Bernd B. Badura schafft diese Anzahl Lesungen manchmal sogar in einem Monat, bei ihm wären es also bis zu € 48.000,- pro Jahr. Bei aller Liebe zum Buch, aber das ist weder möglich, noch wirtschaftlich sinnvoll. Genau genommen ist eine Lesung sogar Arbeitszeit des Autors und diese ist bisher noch gar nicht in der Kalkulation enthalten.
Klassischer Vorverkauf
Also bleibt nichts anderes, als die Kosten durch Eintrittskarten zu refinanzieren. Ich könnte mir jetzt eine nette Location in Berlin, Stuttgart und den anderen Städten suchen, diese verbindlich mieten und dann mit dem Vorverkauf beginnen. Natürlich aus der Ferne, denn vorab mal eben dorthin zu fahren um Plakate aufzuhängen und Flyer zu verteilen, würde sich auf keinen Fall lohnen - zumal ich die Städte nicht kenne und deswegen die richtigen Ecken für Werbung vermutlich auch gar nicht finden würde.
Am Ende müsste ich die Veranstaltung absagen, weil nicht genug Karten verkauft wurden, um sie zu refinanzieren. Die Besucher, die schon Karten erworben haben, müssten ausbezahlt werden und wären bestimmt nicht begeistert über den Ausfall der Lesung. Die gemietet Location müsste natürlich trotzdem bezahlt werden.
Crowdfunding
Mit den Crowdfans-Lesungen ist die Sache etwas einfacher: Weder Location, noch Termin stehen vorher fest und auch nicht, ob die Lesung überhaupt stattfindet. Interessenten können dennoch Eintrittskarten kaufen und zwar für jede einzelne der angebotenen Städte.
Erst wenn genügend Karten verkauft sind, um die Kosten der Lesung zu decken, wird ein Termin angesetzt und eine Location gesucht. Der Termin wird üblicherweise lange genug in der Zukunft liegen, um in den Zeitplan aller Intressierten zu passen. Bei den Lesungen von Bea geht wird es üblicherweise ein Samstag Abend oder zumindest später Nachmittag sein. Jetzt steht auch schon die ungefähre Besucherzahl fest, so dass eine passende Location gewählt werden kann, die nicht zu klein und nicht zu groß ist.
Natürlich gibt es auch beim Crowdfunding die Möglichkeit, dass sich nicht genügend Interessenten finden. Dann bekommen alle, die bereits Karten gekauft haben, ihr Geld zurück und zwar ganz einfach auf dem gleichen Weg, auf dem sie auch bezahlt haben: Per Überweisung oder PayPal.
Erst wenn genug Karten verkauft wurden, um die Veranstaltung zu finanzieren, findet sie tatsächlich statt. Dann sind selbstverständlich auch noch Karten an der Abendkasse erhältlich. Wenn Du eine Lesung in Deiner Nähe besuchen möchtest, kauf am besten jetzt gleich eine Karte. Danke! :)
1 Kommentar. Schreib was dazu-
Monika
17.06.2014 14:54
Antworten
Gute Idee eigentlich, auf diese Art und Weise diese Lesungen auf die Beine zu stellen. Kannte Crowdfunding nicht auf diese Weise, trotzdem ein guter Ansatz. Bisweilen kannte ich nur Crowdinvesting auf Plattformen wie Greenrocket, die sich speziell für Nachhaltige Projekte in Umwelt und Energie engagieren. Was nebenbei erwähnt auch sehr toll ist, da hier ein Auge auf die Natur geworfen wird...
Auf eine Gute Lesung, Mfg Monika G.