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Wo ist mein Verlag geblieben?

Don't Panic, Bea geht ist weiterhin erhältlich, aber eine befreundete Autorin hat heute auf Facebook gefragt:

Wer von euch kennt sich mit dem Recht aus, wenn ein Verlag sich weder meldet noch die Tantiemen überweist. Der gewisse Verlag hat auch auf seiner Homepage seit November 2014 nichts mehr gepostet. Was passiert mit diesen Büchern? Eine Bekannte würde gerne nun evtl. das Buch selbst nochmals veröffentlichen.

bookMeine Antwort fiel etwas länger aus, als für Facebook üblich. Das Problem dürfte in Zeiten von immer mehr Hobby- und Kleinstverlagen durchaus öfter vorkommen, deswegen archiviere ich sie hier nochmal:

1. Vertrag

Vertrag lesen: Ist dort ein exklusives Veröffentlichungsrecht eingeräumt worden? Wenn nein, kann sie veröffentlichen wo sie will. Der Vertrag von BoD (Downloads -> Verträge -> Verlagsvertrag) ist ziemlich verständlich formuliert und eignet sich vermutlich gut zum Vergleich bzw. als Vorlage worauf man achten muss. Besonders das Wörtchen "exklusiv" ist hier von Interesse.

2. Handelsregister bzw. Gewerbeamt

Anruf beim zuständigen Handelsregister (falls GmbH, UG oder AG) und Nachfrage, ob eine Insolvenzmeldung vorliegt oder vielleicht sogar eine Löschung. Für Personengesellschaften hilft vielleicht das zuständige Bürgerbüro/Gewerbeamt am Sitz des Verlages oder das Finanzamt. Google hilft bei der Suche nach Telefonnummern. Auch die Suche auf https://www.handelsregister.de und http://www.handelsregisterbekanntmachungen.de/ (beides offizielle, staatliche Seiten) kann helfen, allerdings sollte man sich durch fehlende Treffer dort nicht entmutigen lassen.

3. Insolvenz

Falls Insolvenz: Insolvenzverwalter nennen lassen und sofort anschreiben, dass noch Tantiemen ausstehen, falls überhaupt möglich deren Höhe/Betrag auch genau nennen. Mit ihm kann sie auch über den Vertrag bzw. die Rechte reden und den Vertrag ggf. einvernehmlich fristlos kündigen, damit sie sofort wieder "frei" ist und sich einen neuen Verlag suchen kann. Vielleicht fordert er auch erstmal Geld für die sofortige Vertragsauflösung (Insolvenzverwalter fordern gerne immer erstmal Geld), dann lohnt es sich zumindest mit ihm darüber zu sprechen.

Manche Verträge enthalten sogar Regelungen für den Fall der Insolvenz. Genaues Lesen schadet hier auch wieder nicht.

4. Nicht insolvent

Wenn der Verlag nicht insolvent ist: Schriftlich (Einschreiben) die Forderungen geltend machen und (wichtig!) ein genaues Datum zur Erfüllung setzen:

Fordere ich sie letztmalig auf, die ausstehenden Tantiemen bis zum 20.1.2017 abzurechnen und den Auszahlungsbetrag bis zum 27.1.2017 auf mein Ihnen bekanntes Konto zu überweisen.

Die Fristen müssen realistisch sein, 2-3 Wochen sind meist ganz gut. Generell sind drei Werktage Postlaufzeit je Richtung, drei Werktage Banklaufzeit für die Überweisung und ein paar Tage zur Bearbeitung eine gute Rechengrundlage. "Bis morgen" oder "binnen zwei Tagen" funktioniert aus verschiedenen Gründen nicht.

In dem Schreiben kann sie auch gleich den Vertrag kündigen, wenn sie ihn vorher gut gelesen hat. Ohne ihn zu kennen könnte ich mir eine "fristlose Kündigung aus wichtigem Grund (Pflichtverletzung des Verlages) hilfsweise eine fristgerechte Kündigung zum XX.XX.XXXX" (ausrechnen nach Vertragstext) oder ggf. auch "zum nächstmöglichen Termin" vorstellen. Weiter zusammenarbeiten will sie bestimmt nicht mit dem Verlag, also sollte zumindest die fristgemäße Kündigung ausgesprochen werden. Wenn sich alles aufklärt, kann sie die immer noch einvernehmlich zurücknehmen.

5. Anwalt

Wenn das alles nichts hilft: Ab zum Anwalt und ggf. Klage einreichen.

Ab dem als Frist gesetzten Datum ist der Verlag im Verzug und muss daher auch für alle Verzugskosten aufkommen, dazu zählen auch die Anwaltskosten. Vielleicht stellt sich dabei sogar raus, dass der Vertrag ganz oder teilweise unwirksam ist und sie einfach so zum nächsten Verlag gehen kann.

Wichtig

Anwalt bin ich natürlich nicht, also alles nur meine Meinung/Erfahrung und keine Rechtsberatung!

 

1 Kommentar. Schreib was dazu

  1. Leo

    Hallo!
    Schwarze Schafe gibt es anscheinend überall. Aber, dass sich der Verlag nicht meldet, ist eine echte
    Frechheit. Wir sind in der Taxibranche tätig und auch hier gibt es einige schwarze Schafe. Darüber
    haben wir sogar in unserem Blog berichtet.
    Ehrlichkeit währt am Längsten!
    Grüße aus Koblenz!

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