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E-Mann-Zipirung

Männer und Frauen sind gleichberechtigt. Niemand darf wegen seines Geschlechtes, seiner Abstammung, seiner Rasse, seiner Sprache, seiner Heimat und Herkunft, seines Glaubens, seiner religiösen oder politischen Anschauungen benachteiligt oder bevorzugt werden.

gesetze_frau.pngSo steht es im Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland. Ob sich jemand bei der Entstehung dieses Artikels hätte ausmalen können, wie weit die Gleichberechtigung heute geht? Das es mittlerweile selbstverständlich ist, dass Frauen Hosen tragen, arbeiten und Geld verdienen? Das es genauso selbstverständlich ist, wenn Männer am heimischen Herd stehen, Windeln wechseln (natürlich beim Kind, nicht beim Herd) und Zöpfe flechten.

Die Emanzipation ist den Frauen wichtig, sie hat ihnen sogar vor gar nicht allzu langer Zeit selbst in der Schweiz das Wahlrecht verschafft - aber sie darf bitteschön nicht zu weit gehen.

Es gibt ein - sogar ziemlich beliebtes - Blogverzeichnis, das von Artikel 3 des Grundgesetzes noch nichts gehört hat. Es trennt ganz klar nach Geschlechtern und schließt die Hälfte der Bevölkerung einfach so aus. So weit geht die Gleichberechtigung dann doch wieder nicht - alle priviligierten dort vertretenen scheinen sich nicht daran zu stören. Warum denn auch - sie sind ja nicht selbst betroffen und wer kümmert sich schon um andere?

Das alleine wäre mir auch keinen Blogpost wert, wenn ich nicht vor Kurzem über einen Blog-Post gestolpert wäre. Eine moderne, aufgeschlossene Großstadtmutter schreibt dort über ihr Leben in einer emanzipierten Welt und natürlich auch über ihr kürzlich gestartetes Gewinnspiel.

Den Gewinn könnte man als geschlechtsbezogen bezeichnen - zumindest dürften sich mehr Frauen als Männer dafür interessieren, aber das ist nicht weiter wichtig. Der Tonfall dagegen schon.

Mütter, so ist dort zu lesen, stehen täglich am heimischen Herd, rackern sich mit den Kindern ab ohne jemals Zeit für sich selbst zu haben. Die Väter dagegen könnten vielleicht dazu überredet werden, sich im Falle des Gewinns einen Tag um die Kinder zu kümmern.

Tag für Tag spielen wir Zofe für unsere Kinder. Wir legen Klamotten raus, flechten Zöpfe und malen auch mal ein Piratenauge, wenn es sein muss. [...] Wir Mütter sind unschlagbar darin, eigene Bedürfnisse hinten an zu stellen. "Ist doch nicht so wichtig", sagen wir, während wir schnell in die praktischen Spielplatz-Klamotten schlüpfen.
[...]
...und die Kinder weg organisieren (na, vielleicht wollen eure Männer auch mal?).

Dabenen in der Sidebar prankt in dicken Lettern ein Spruch über emanzipierte Frauen - wie passend. Auf der einen Seite sind Mütter selbstverständlich zu Hause und opfern ihr eigenes Leben dem Kindswohl während die Väter nur aus Spaß gelegentlich mal die Kinder neben ihren anderen Hobbys einschieben. Auf der anderen Seite ist es wichtig, dass Frauen sich emanzipieren.

Ich bin - glücklicherweise - kein alleinerziehender Vater und verdiene, getreu dem Klischee, mehr Geld als meine Frau. Trotzdem war es für mich selbstverständlich, mich jeden Morgen um Zoe zu kümmern, damit meine Frau ein tolles neues Jobangebot annehmen konnte. Ebenso kümmere ich mich um Zoe's Spieldates und stehe ich nahezu jeden Abend in der Küche, um etwas gesundes und essbares auf den Tisch zu bringen.

Dafür möchte ich nicht bewundert werden, es ist selbstverständlich für mich. Genau so sollte es auch sein: Selbstverständlich. Auch für emanzipierte Frauen.

 

3 Kommentare. Schreib was dazu

  1. Da kann ich Dir nur zustimmen.

  2. Ein sehr interessanter Artikel... ich betreibe auch einen MamaBlog und lasse mich das ein oder andere Mal über unseren Papa aus - aber damit soll ja nicht die Männerwelt im Allgemeinen diskriminiert werden. Es gibt viele Blogs, die davon leben, genderspezifische Themen einzubringen, gerade auch viele PapaBlogs. Ich finde es toll, daß deine Frau und du alles für beide zufriedenstellend aufteilen könnt aber der Regelfall sieht doch anders aus. Und das liegt NICHT an den Männern, sondern an der Gesellschaft. Welcher Mann wird nicht belächelt, wenn er Elternzeit beantragen will? Oder darf früher nach hause, weil das Kind zahnt und die Frau durchdreht? Da muss noch einiges am Verständnis gedreht werden... es sollte wirklich nicht darum gehen, sich gegenseitig die Schuld zuzuschieben (und das tue ich auch nicht, manchmal ist es reines Frust Ablassen aber damit möchte ich nicht meinen Partner als Vater kritisieren).

    Liebe Grüße, Janina

    • Sebastian

      Natürlich ist Kritik erlaubt - in beide Richtungen und natürlich gibt es Themen, die nunmal hauptsächlich für ein Geschlecht interessant sind. Das ist so und das ist gut so.
      Die Gesellschaft hat auf jeden Fall noch Defizite, auch wenn bei uns in der Firma auch ziemlich viele Väter in der Kinderbetreuung aktiv sind - aber das kann branchenspezifisch sein oder daran liegen, dass nahezu alle Führungskräfte selbst Eltern sind.
      Meine Kritik richtete sich eher gegen die Doppelmoral des genannten Blogs und des Blogverzeichnisses: Einerseits fordern sie mehr Männer an den Herden und Windeln, aber auf der anderen Seite kommen dann solche Artikel, die sich in der "klassischen" Rollenverteilung wohlfühlen und diese bekräftigen. Das passt nicht zusammen.

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