Sommerferien sind etwas tolles, zumindest für die Kinder. Nicht so sehr für die Eltern, die ein abwechslungsreiches Programm bieten müssen, um das "mir ist langweilig" zu vermeiden. Man könnte auch sagen, die Kinder waren eine willkommene Ausrede um mal wieder ins Cockpit zu steigen. Doch dieser Flug sollte einer der kürzesten meiner Karriere werden - und wieder einmal zeigen, warum es in der Luft so viel besser als auf der Straße ist.
Sommerzeit, schönes Flugwetter - klar, dass die verfügbaren Vögel begehrt sind. Gestern Abend war aber tatsächlich noch einer zu haben. 17:30 sollte er von einem Rundflug wiederkommen, ab 18:00 habe ich ihn für ein Stündchen reserviert. Robyn ist mit seinen rund zwei Wochen noch etwas sehr jung und Mama wollte lieber bei ihm am Boden bleiben, aber Zoe und ihre Freundin wollten mit.
Ohne meine Frau war der rechte Sitz frei und beide wollten natürlich Co-Pilot werden, allerdings stand für mich von Anfang an fest, dass ich nur Zoe auf den rechten Sitz lassen würde: Bei ihr weiß ich, wie sie sich in der Luft verhält und das sie die Ansage "Nichts anfassen!" nicht vor lauter Aufregung unterwegs vergessen würde.
Der vorherige Rundflug endete dann leider erst ein Stündchen später als geplant und obwohl sie die verschiedenen startenden und landenden Flugzeuge beobachten konnten, war nur eine Frage wichtig: Ist das da unser Flugzeug? Irgendwann war es das tatsächlich, musste dann aber noch geputzt und ausgiebig fotografiert werden, bis wir es endlich übernehmen konnten.
Wenig Begeisterung gab es auch über die Feststellung, dass unser Minimum von 60 Litern Sprit nicht mehr an Bord war. Knapp 50 waren es und die hätten zwar für unseren geplanten Flug locker gereicht, aber unser Sicherheitspuffer für ungeplante Verspätungen wäre unter das für mich akzeptable Minimum geschrumpft und so wurde noch ein Umweg zur Tankstelle notwendig.
Bis wir schließlich "Hannover Turm, D-EXBS. Abflugbereit Abflugpunkt Null-Neun-Center" funken konnten, war es dann 19:27 Uhr. Ein letzter Blick in die Runde: Beide waren aufgeregt, aber ansonsten: in Ordnung. Vollgas, Abheben, Steigflug. Zoe's Zwischenfrage abblocken. Weiter auf 500ft. über Grund, After-Takeoff-Checklist abarbeiten, Rechtskurve Richtung A2. Kurz darauf die Linkskurve um entlang der Autobahn zu fliegen, Steigflug geplant in 2000ft. Reiseflughöhe beenden, dem Turm den Pflichtmeldepunkt Echo-2 melden und Zoe ihre Frage stellen lassen - damit war der anstrengende Teil erstmal vorbei.
Es sollte weiter entlang der A2 gehen, raus aus dem Luftraum Hannover, um Lehrte und Burgdorf herum bis kurz vor Celle, dann links rum an Fuhrberg vorbei zur A7 und zurück zum Flughafen. Geplante 35 Minuten Flugzeit.
Angekommen auf der geplanten Flughöhe und nach Abarbeitung sämtlicher Checklisten ging der erste Kontrollblick rum:
- Öltemperatur - grün
- Öldruck - grün
- Vakuumpumpe - grün
- Abgastemperatur - ok
- Copilot - mit der Kamera am Fotos knipsen
- Passagier - Träne im Gesicht
Der letzte Punkt war nicht so ganz wie erwartet. Meine Frage "Sollen wir zurück fliegen?" wurde mit einem stummen Nicken beantwortet und führte wieder einmal zur Bestätigung, dass Fliegen viel besser als Autofahren ist. Meine Reaktion war ein Funkspruch: "D-BS, wir würden gerne zurück kommen." Das Standardverfahren hätte eine 180°-Rechtskurve und einen Rückflug entlang der Autobahn bedeutet. Wir hätten am Flughafen vorbei fliegen und dahinter eine weitere 180°-Kurve drehen müssen, um möglichst auf der kurzen - für uns aber ausreichende - Center-Bahn (auf dem linken Foto ist der Anfang ganz rechts im Bild gerade noch zu erkennen) zu landen.
Statt dessen kam sofort: "D-BS Direktanflug zum Platz". Kurze Bestätigung via Funk, Linkskurve und Sinkflug, dann die Frage: "D-BS, brauchen Sie Unterstützung?". Für den Lotsen auf dem Turm war es selbstverständlich, dass wir nicht aus Spaß von unserer geplanten Route abweichen und auch seine Planung durcheinander bringen würden. Keine Diskussion, sondern die simple Vermutung, dass mein kurzer Funkspruch einen ausreichenden Grund hatte, um uns ohne weitere Fragen Priorität zu geben und Krankenwagen, Feuerwehr oder was sonst noch gebraucht werden könnte, anzubieten.
Da auch der ursächliche Passagier mithören konnte, habe ich sein Angebot vorsichtig abgelehnt und als Begründung nur angegeben: "Ein Passagier möchte gerne wieder zurück." Auch das hat er richtig verstanden und uns ein eher ungewöhnliches Angebot gemacht: Eine Landung entgegen der aktuellen Landerichtung mit (sehr) leichtem Rückenwind. Angenommen habe ich das Angebot gerne und so sind wir kurz darauf auf der - für uns eigentlich überlangen - Nordbahn gelandet, genau zehn Minuten nach dem Abheben. Nach dem Aussteigen haben die Mädels dann auch beide wieder gekichert und waren wieder gut drauf.
Damit sind wir wieder bei einem der großen Unterschiede zwischen Luft und Straße: In der Luft denken die meisten Verkehrsteilnehmer mit, auf der Straße tun die meisten das nicht. Dort ist es eher ein gegeneinander als ein miteinander.
PS: Die heutigen Fotos vom Kamerakind Zoe geschossen.
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