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Geht doch auch ohne

Ich habe immer wieder über die Bedeutung von Checklisten geschrieben und immer betont, wie wichtig sie sind. In der Fliegerei ist nahzu alles doppelt und dreifach abgesichert und Unfälle äußerst selten. Passieren sie doch, sind es häufig Flüchtigkeitsfehler oder unnötige Risiken, die zu ihrer Entstehung beigetragen haben.

04.08.2013_001_D-EFHM.jpgGestern war tolles Wetter: Blauer Himmel, gute Sichtweiten und Windstärken, die man schlimmstenfalls "problemlos" nennen kann. Eigentlich perfekt, um den Urlaub in der Luft ausklingen zu lassen. Ab 16:30 war sogar noch ein Flugzeug frei, das andere bis spät Abends verchartert.

Die Planung war schnell erledigt: Eine kleine Runde um Hannover, nach Norden weg vom Flughafen, um die Kontrollzone herum über Celle, Peine, Lehrte bis kurz vor Hildesheim. Dann - je nach verbliebener Zeit - entweder über die Lima-Route zurück oder weiter nach Bad Nenndorf und via Wiskey-Route über Garbsen zum Flughafen.

Zoe hatte ein Spieldate und die Wahl an ihre Freundin und deren Eltern abgetreten: Entweder durfte und wollte diese mit - dann wäre Zoe auch mitgekommen - oder wie sollte hierbleiben. Kurz gesagt: Ihre Freundin durfte nicht, also waren beide Kids raus.

Wir waren mehr oder weniger pünktlich am Flughafen, brachten die obligatorische Sicherheitskontrolle hinter uns und standen am Flugzeug. Für die nächsten Schritte gibt es zwar keine Checkliste, aber sie sind immer gleich: Headsets anschließen, Karten und Kniebretter ins Cockpit legen. Einer kümmert sich um die Vorbereitung innen, der andere arbeitet die Außencheckliste ab: Sichtkontrolle, Leitwerk, Antennen, Ableiter für statische Aufladungen, Statische Druckabnehmer, Tragflächen, Reifen, Tankinhalt, Motor, Ölstand und einiges mehr. Die Checkliste hilft, keinen Punkt zu vergessen, muss aber auch konsequent befolgt werden - insgesamt sind es zwei A5-Seiten.

Etwa 120 Liter warten noch in den Tanks, unser Trip braucht im längsten Fall etwa 40 Liter, mit Sicherheitsreserven müssen wir etwa 80 Liter mitnehmen. Gewicht und Schwerpunkt erlauben maximal 155 Liter - also liegen wir perfekt im Rahmen.

Im Cockpit geht es mit der nächsten Checkliste weiter: Einige Vorkontrollen, dann der Batterieschalter. Check der Hinweislämpchen, Tankanzeige, Avionik (Funkgeräte, GPS, Autopilot, Transponder, etc.) aus.

Nächste Checkliste: Motor-Kaltstart. Beacon (ein rotes Blinklicht auf dem Leitwerk, dass am Boden alle warnt, dass der Motor entweder an ist oder gleich eingeschaltet wird) an, Gemischregler auf "reich", Benzinpumpe an...

Soweit der Wunsch, denn das unüberhörbare Geräusch der elektrischen Benzinpumpe blieb aus und auch die Kraftstuffflussanzeige blieb still.

Alle Sicherungen waren noch drin und auch ein Neustart der kompletten Elektrik brachte keine Änderung. Die Pumpe wollte und wollte nicht anspringen.

Wie anfangs schon geschrieben: Alles ist abgesichert und zusätzlich zur elektrischen gibt es auch eine rein mechanische, vom Motor angetriebene Benzinpumpe. Wir hätten den Motor vielleicht sogar zum anspringen überreden können, aber bei einem Tiefdecker führt der Ausfall der mechanischen Pumpe unabwendbar zum Motorstillstand (während bei einem Hochdecker die Schwerkraft ausreicht, um den lebensnotwendigen Treibstoff zum Motor zu transportieren).

Das Risiko, in so einer Situation ohne elektrische Pumpe (die den Motor auch ohne die mechanische versorgen kann) zu stranden, ist unnötig.

Am Ende waren wir froh, keine (dann enttäuschten) Kids dabei zu haben, stiegen wieder aus und vom geplanten Flug blieb nur noch eine Störungsmeldung übrig. Nein, es geht doch nicht ohne.

 

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