Tintenstrahler sind launisch, besonders wenn sie nicht täglich benutzt werden. Bei unserem war das Drucken zuletzt ein Glücksspiel je nach Tagesform und schließlich hatte meine Geduld ein Ende: Ein neuer Drucker musste her und es sollte auf keinen Fall ein Tintenkleckser werden! Die Wahl fiel - obwohl ich eigentlich HP bevorzuge - auf einen Canon i-Sensys MF8340Cdn.
Da wir in Kürze nur noch über VoIP erreichbar sein werden und sich darüber mehr schlecht als recht Faxen machen lassen, schrumpften die Anforderungen auf Scannen und Drucken, beides in Farbe und beides - verwöhnt durch das letzte Modell - beidseitig (Duplex). In Anbetracht mehrerer Geräte im Haus braucht er natürlich einen Zugangs zum Netzwerk, wobei WLAN eher unerwünscht, aber akzeptabel war.
Der erste Schock kam direkt nach dem Auspacken: Canon, ein multinationaler Konzern und einer der Top-Druckerhersteller weltweit, traut sich tatsächlich für eine seiner Top-Druckerserien keine Linux-Treiber anzubieten!
Wer allerdings viel sucht und sich ein wenig vertippt, landet durch Zufall beim Canon UFRII/UFRII LT Printer Driver for Linux, der unter anderem auch den MF8340Cdn unterstützt. Natürlich steht dieser aber nicht in der Liste der unterstützten Geräte auf der Download-Seite. Offiziell verweigert Canon sogar jeden Support für Linux und auf meine Supportanfrage - bevor ich den Treiber selbst gefunden habe - kam bis heute keine Reaktion.
Ein kleiner Tipp am Rande: Der MF8340Cdn kann beidseitig drucken - aber nur, wenn man vorher in den Einstellungen des Druckers (Treiber) den Duplexdruck aktiviert. Ist der dort nicht freigegeben, kann er auch beim Drucken aus Programmen heraus nicht aktiviert werden.
Eine weitere sehr unschöne Überraschung war Google Could Print: Für Netzwerkdrucker sollte es mittlerweile Standard sein und alle netzwerkfähigen Canon-Drucker unterstützten Cloud Print - zumindest die billigen Tintenstrahler. Für Laser wird das standortunabhängige Drucken anscheinend nicht für nötig erachtet.
Ebenso undenkbar ist es, die beiden "Scan to PC" Tasten mit einem Netzwerklaufwerk als Ziel zu belegen. Scannen ins Netzwerk funktioniert zwar, ist aber ziemlich umständlich in der Bedienung.
QR-Code Disaster
Eine weitere böse Überraschung kam beim Drucken der ersten Internetmarken. In der Efiliale der Deutschen Post können schon seit Langem Briefmarken online gekauft und selbst gedruckt werden. Ausgeliefert werden sie als PDF und in gedruckter Form bleibt von dem Briefmarken QR-Code gerade noch ein Grauschleier. Probiert habe ich es nicht, aber ich bezweifle doch stark, dass damit frankierte Briefe ankommen würden.
Die Lösung ist umständlich, aber wenigstens machbar: Wird das PDF nicht mit einem PDF-Reader, sondern mit einem Grafikbearbeitungsprogramm wie beispielsweise Gimp geöffnet, dann nimmt dieses dem Drucker anscheinend die meiste Arbeit ab und die QR-Codes werden sauber gedruckt. Allerdings sollte das PDF mit mindestens 300, besser 600 DPI importiert werden - vorausgesetzt, der eigene PC macht das mit.
Format haben - oder nicht
Der Drucker ist extrem eigen, was Papierformate angeht. Ich habe es trotz zahlloser Versuche nicht geschafft, einen B6-Umschlag zu bedrucken. Anstatt einfach die Druckdaten aufs Papier zu bringen, rechnen Treiber und Drucker fleissig um und behandeln das Kuvert am Ende als A4-Blatt - was nicht unbedingt zum gewünschten Ergebnis führt. DIN-Lang geht dagegen mehr oder weniger problemlos.
Wo wir gerade beim Format sind: Beim Einlegen von Papier muss jedes Mal das eingelegte Format gewählt werden. Die Erkennung über die Position der verschiebbaren Führungsschienen ist anscheinend zu viel verlangt. Stimmt das Format nicht, wird es bedruckt - und der Drucker beschwert sich danach, fordert das richtige Format an und druckt einfach nochmal.
Fazit
Der nächste wird wieder ein HP. Dort hatte ich noch nie Bedarf nach Support für den funktionierenden Linux-Treiber und Späßchen wie die QR-Code-Probleme. Bis dahin darf der Canon bei uns bleiben, denn sein Druckbild ist gestochen scharf. Dafür habe ich jetzt gelernt: Auch 2016 muss man Selbstverständlichkeiten vorher dem Kauf noch kontrollieren.
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