Seitenanfang

Letzter Wille

Am 20.2.2058 werde ich sterben - zumindest rein statistisch gesehen. Die Statistik könnte mir auch noch Zeit bis zum 12.4.2095 lassen, aber genau so gut könnte ich morgen die Verkehrsunfallstatistik verschlechtern oder - wie mein Vater - mit penetrantem Husten zum Arzt gehen und ein paar Tage später eine Krebsdiagnose haben.

IMG_20160329_204844.jpgHeute ein Testament zu verfassen, hatte rein praktische Gründe: Sollte uns tatsächlich etwas passieren, ist zumindest der Papierkram geklärt.

Im Gegensatz zur landläufigen Meinung beerben Ehepartner sich nicht automatisch. Die gesetzliche Erbfolge sieht das etwas anders und kann - wie wir gerade unfreiwillig bei meinem Vater lernen mussten - zusätzlichen Stress für die Hinterbliebenen bedeuten.

Wir haben heute ein so genanntes Berliner Testament verfasst und uns gegenseitig als Erben eingesetzt. Dazu ein paar Sätze, die sich mit Bea's spezieller Situation beschäftigen und unsere Wünsche, falls das Dokument zum Einsatz kommen sollte, bevor Zoe oder Robyn volljährig sind.

Einfach handschriftlich aufgeschrieben - das muss seit der Schulzeit die erste A4 Seite gewesen sein, die ich vollständig von Hand geschrieben habe - unterschrieben und mit formlosen Antrag auf Verwahrung an das nächste Amtsgericht geschickt. Fertig.

Statistisch gesehen wird es nie zum Einsatz kommen. Vermutlich werden wir in 30, 40 oder mehr Jahren ein neues, ausführlicheres Testament verfassen - aber bis dahin sind wir und unsere Kinder jetzt abgesichert.

Dazu haben wir noch gegenseitige Vorsorgevollmachten ausgefüllt - dafür gibt es ein simples Formular des (staatlichen) Bundesanzeiger Verlags. Gegenüber einem Dritten würde ich schon genauer nachdenken, aber unter Ehepartnern in Gütergemeinschaft, die ohnehin alle Konten auf beide Namen oder zumindest mit uneingeschränkten Vollmachten für den jeweils anderen ausgestattet haben, ist so eine förmliche Vollmacht keine große Sache. Ich hoffe allerdings inständig, nie tatsächlich eine endgültige Entscheidung treffen zu müssen, zum Beispiel über die Fortsetzung von lebenserhaltenden Maßnahmen.

War das wirklich jetzt schon notwendig? Es fühlte sich nicht wie eine große Sache an und wir haben auch nicht lange über den Inhalt diskutiert. Wahrscheinlich war es verschwendete Zeit (und die Hinterlegung verschwendetes Geld), aber sollte doch etwas Unerwartetes passieren, wird dieses bisschen Zeit vielleicht sehr bedeutungsvoll werden.

 

Noch keine Kommentare. Schreib was dazu

Schreib was dazu

Die folgenden HTML-Tags sind erlaubt:<a href="" title=""> <abbr title=""> <acronym title=""> <b> <blockquote cite=""> <cite> <code> <del datetime=""> <em> <i> <q cite=""> <strike> <strong>