mit Schrecken als ein Schrecken ohne Ende. Sprichwörter sind was tolles, aber manchmal nerven sie einfach nur noch. Es sind Tage wie dieser, die zum nachdenken anregen - und Angst machen.
Ich glaube eigentlich nicht an Übersinnliches, aber als heute früh das Telefon klingelte und ich die Nummer sah, wusste ich schon welche Nachricht gleich kommen würde. Die Nummer ist nichts ungewöhnliches, nur zu dieser Uhrzeit. Letzte Nacht ist ein Mensch von uns gegangen. Nicht Bea, Zoe, meine Frau oder Gummibärchen, aber trotzdem jemand, der uns nahe stand. Jemand, der zumindest indirekt an Bea's Entstehung beteiligt war.
Vor allem das letzte Jahr war nicht leicht: Immer wieder neue gesundheitliche Rückschläge, ein stetiges auf und ab, das nicht leicht mit anzusehen war. Zoe verkraftet ziemlich viel, aber von Zeit zu Zeit kommen diese Momente, in denen sie sich urplötzlich Sorgen um andere Menschen macht. So konkrete und zumeist sehr zutreffende Sorgen, wie man sie von einer sechsjährigen nicht erwarten würde. Sie hat die heutige Nachricht auch kommen sehen, schon vor einiger Zeit.
Natürlich blieb ihr nicht verborgen, dass Mama, die ans Telefon gegangen war, auf einmal Tränen in den Augen hatte. Doch so richtig begriffen hat sie es anscheinend erst eine halbe Stunde später, als sie gerade zur Schule aufbrechen wollte. Auf einmal kamen auch ihr die Tränen. In den letzten zwei, drei Wochen hatte sie immer wieder gefragt, ob wir nicht mal wieder vorbeischauen könnten. So als hätte sie geahnt, was da kommt. Konnten wir nicht, das Risiko einer gegenseitigen Infektion war zu groß und ob sie diesen Gesundheitszustand hätte sehen sollen... Ich denke, eher nicht.
Ich habe mit der Nachricht gerechnet. Gelegentlich schon letztes Jahr, aber dieses Jahr haben sich die Anzeichen verdichtet. Aber so schnell? Letztendlich war es wohl das beste und eine Erlösung. Das sagt sich immer so leicht, aber macht es für die anderen nicht leichter.
Richtig realisiert habe ich es noch nicht, das wird noch bis zur Beerdigung dauern. Zu der möchte Zoe mitkommen, das hat sie schon ganz klar gesagt. Ich war etwa in ihrem Alter, als meine Großmutter starb und noch heute habe ich ein Bild von ihrer Beerdigung im Kopf. Damals habe ich wohl meine Art zu trauern gefunden: Alleine. Die einzige Situation, in der mich selbst meine Frau in Ruhe lassen muss.
Zoe wird mitkommen, alles andere wird sie uns wohl nicht verzeihen. Sie wird bestimmt ein paar Tage brauchen, bis sie das Erlebnis verkraftet hat, aber sie ist stark genug dafür.
Warum schreibe ich hier so viel über mich und Zoe und keinen anständigen Nachruf? Die besagte Person lebte Offline, ohne Internet und kann jetzt nicht mehr entscheiden, ob sie in den Weiten der digitalen Welt verewigt werden möchte. Ich bin ziemlich sicher, dass sie es nicht wollen würde und respektiere das.
Und ich bin froh, das jemand anderes geblieben ist, um den es zeitweise noch viel schlechter stand. Es sind Tage wie dieser, an denen sich die Vergänglichkeit des Lebens offenbart und - um den Post mit einem anderen dummen Spruch zu beenden - die zeigen, dass der Lieblingsspruch vieler Raucher "es ist doch nur mein Leben das ich zerstöre" einfach nur Unsinn ist. Mit dem Tod vertiefen sich die Spuren, die man selbst in anderen hinterlässt.
6 Kommentare. Schreib was dazu-
Jakob Thoböll
4.03.2015 22:05
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Raphael
4.03.2015 22:12
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Frau Herzgedanken
5.03.2015 8:35
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Vivi
5.03.2015 9:34
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Ulrich Scholz
5.03.2015 10:30
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Justine Wynne Gacy
5.03.2015 15:20
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Mein herzliches Beileid!
Euch allen wünsche ich all die Kraft, die ihr jetzt brauchen könnt.
Liebe Grüße
Jakob
Im März 2014 lachten wir noch gemeinsam. Im Juni ging es zum Urlaub und 2 Tage nach meinem Geburtstag (im Juli) Lungenkrebs mit Metastasen. Die Rede ist von meiner Schwiegermutter, die in einem Alter von 48 Jahren gestorben ist. Klar, wir wussten, dass der Tag kommen wird, aber nicht innerhalb von vier Wochen??? Trotz Vorsorgeuntersuchungen usw. wurde Sie von der Krankheit aufgesucht. Chemo, aufgrund des Hustens unmöglich.
Die letzte Vorsorge im Juni ergab keine Anzeichen, es war eine aggressive Form, die innerhalb von vier Wochen zum Tod führte! Selbst der Arzt sagte: In meiner Laufzeit habe ich so was noch nie erlebt, nicht mal bei einem der täglich von morgens bis abends trinkt und raucht.
So spielt das Leben, erst gestern hat man geplant und heute wurde alles durcheinandergeworfen. Sie wollte leben, durfte aber nicht ... Es tut immer wieder weh ...
Mein herzliches Beileid, dir und deiner Familie.
Ich wünsche euch viel Kraft, die ihr sicherlich brauchen werdet. Zoe ist so ein tolles und starkes Mädchen. Ich finde es sehr schön, wie stark ihr Wille ist und wie toll ihr als Eltern damit umgeht und ihr dies auch zutraut.
Nina
Auch von mir herzliches Beileid! Nehmt Zoe unbedingt mit!
Als ich in dem Alter war, wollte ich unbedingt mit zu einer Beerdigung - und durfte nicht. Sie wollten meine junge Psyche schützen. Was bis heute geblieben ist, ist ein gewaltiger Knacks, weil ich mich damals obwohl ich wollte eben nicht von meinem Opa verabschieden konnte.
Ich drücke euch alle ganz fest und schicke euch viel Kraft!
Mein herzliches Beileid!
Ich wünsche euch Allen viel Kraft und Ausdauer!
Macht gut!
Mein Beileid.