Einigkeit, Recht und Freiheit - das fordert unsere Hymne. Freiheit bedeutet auch, über sich selbst zu bestimmen und frei entscheiden zu können, ob und wann wir etwas tun. Die Realität sieht dagegen ganz anders aus. Jedes Jahr geben hunderttausende Menschen in Deutschland freiwillig diese Entscheidungsfreiheit für lange Zeit aus der Hand.
Einige sind sogar Wiederholungstäter und verlängern freiwillig den Zeitraum unter Fremdverwaltung um weitere 16 bis 18 Jahre.
Zunächst scheint alles ganz harmlos und die kurze Rückgabefrist, in der sich die Freiheit noch wiedererlangen lässt, verstreicht ohne irgendwelche Anzeichen, aber schon neuen Monate nach der Selbstverpflichtung geht es los: Jemand anderes bestimmt fortan, wann geschlafen oder aufgestanden wird.
Kaum darf man wieder durchschlafen, wird die Zeitplanung vom nächsten übernommen: Das Kind muß rechtzeitig zwischen 8:00 und 8:30 im Kindergarten sein. Noch kann man sich freikaufen und gegen Aufpreis bereits ab 7:30 zur Abgabe erscheinen. Arbeitsbeginn um 7:00 Uhr? Ja gerne, aber an der vorgeschrieben Abgabezeit ändert sich nichts. Wie das gehen soll? Uninteressant.
Nach zwei, drei Jahren übernimmt der Staat: Pünktlich um 8:00 ist Schulbeginn und an vorgegenen Daten wird das Kind einfach nicht in der Schule angenommen. "Ferien" wird diese Zeit genannt, treffender wäre wohl "Schau-selbst-was-Du-während-der-Arbeit-mit-dem-Kind-machst-Zeit".
Die Nachmittagsplanung steht sowieso fest: Chor, Musikschule, Kinderturnen, Ballett - alles zu festgelegten Zeiten, vorzugsweise zu solchen Zeiten, in denen man selbst noch arbeiten muss (auch wieder ein Zeitfenster, dass nichts mit Freiheit zu tun hat).
Eigentlich sind Kinder nur etwas für Selbstständige, die sich ihre Zeit wirklich weitgehend frei einteilen können oder für Familien, die der klassischen Rollentrennung von Ernährer und Kinderbetreuung entsprechen.
Zoe ist derzeit noch in der Kiga-Phase mit mehr oder weniger flexiblen Abgabe- und Abholzeiten. Natürlich nur, wenn keine geplanten Nachmittagsbeschäftigungen auf dem Programm stehen und sie sich nicht verabredet hat.
Das soll kein Post gegen Kinder sein, aber man muss sich eben vorher darüber im Klaren sein, dass die nächsten 16 bis 18 Jahre fremdverplant werden.
2 Kommentare. Schreib was dazu-
Melanie
15.01.2014 17:24
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Sebastian
15.01.2014 21:09
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Dazu fällt mir spontan dieser Artikel ein, vielleicht kennst du ihn schon: http://drmutti.wordpress.com/2014/01/10/fazettelt-oder-die-32-kreise-des-wahnsinns/
Ansonsten stimme ich dir in allen Punkten zu und ergänze noch, dass zumindest in den Wintermonaten aus der Kita/dem Kiga regelmäßig Infekte angeschleppt werden, die dann gern auch mal die ganze Familie lahmlegen. ;)
Nein, den kannte ich noch nicht, aber er beweist mal wieder, dass man entweder Ahnung von Kindern oder keine Kinder hat und dann sollte man auch nicht darüber schreiben, schon gar keine Kommentare in einer angesehen Tageszeitung.