Vor zwei Jahren habe ich über die Vorzüge des anonymen Bloggens geschrieben. Ich benutze meinen Blog in vielfältiger Weise als Archiv. Lange half mir das Bloggen auch zur Verabeitung der ganzen Sorgen rund um Bea. Auch jetzt passieren gelegentlich Dinge, die ich mit Schreiben verarbeite, aber nicht jeder dieser Posts kann auch veröffentlicht werden.
Kürzlich wurde ich ziemlich aus der Bahn geworfen. Mein kleines, recht stabiles Leben voller Konstanten geriet aus den Fugen, ohne das ich etwas dafür oder dagegen machen konnte. Es wäre einfach gewesen, schnell ein paar Zeilen in den Blog zu stellen, aber ich hätte sie nie veröffentlichen können. Es gibt Dinge, die haben im Internet nichts zu suchen, die sind zu privat für die große weite digitale Welt.
Als anonymer Blogger hätte ich nicht gezögert, aber diesen Luxus habe ich nicht. Selbst wenn ich anonym bloggen würde, kämen früher oder später so viele Details im Blog vor, dass ich leicht zu identifizieren wäre.
An dieser Stelle sollte eigentlich ein anderer Blogpost stehen. Einer, der viel mehr erzählt, so einige Details offenbart und sich mit meiner Vergangenheit sehr lange Zeit vor der Entstehung dieses Blogs beschäftigt. Fertig geschrieben ist er, aber trotzdem wird er nie veröffentlicht.
Selten hole ich mir bereits vor der Veröffentlichung eine zweite Meinung zu Posts, aber zu diesem habe ich das getan. Mit "das ist viel komminikation mit dir selbst so persönlich bist du selten" und "ich kann mir vorstellen dass Du damit jemanden verletzen könntest" machte mir eine befreundete und ohnehin schon eingeweihte Bloggerin klar, dass dieser Post nie online gehen sollte.
Mittlerweile ist auch alles wieder in Ordnung, die Wogen sind geglättet und alle Probleme geklärt. Zurück bleibt ein Blog-Post - dieser hier - der für die meisten einfach nur kryptisch sein dürfte. Nur wenige, sehr wenige wissen, worum es geht und manchmal ist genau das die Beste Lösung - auch in Zeiten des weltumspannenden Internets.
4 Kommentare. Schreib was dazu-
Eva Katharina
10.12.2014 21:07
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Lili
10.12.2014 21:14
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Adelhaid
10.12.2014 22:12
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Jakob Thoböll
11.12.2014 10:52
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Das kenne ich nur zu gut. Ich schreibe ständig wenn ich wütend, traurig oder enttäuscht bin Posts, manchmal seitenlange. Doch auf meinen Blog ist bis jetzt noch kein einziger davon gekommen. Aber das niederschreiben hilft, deshalb schreibe ich auch Tagebuch. Es ist so eine ganz eigene Form der Verarbeitung von allem möglichen - auch wenn manche Tagebücher kindisch finden. Ein Blog hat wohl eine ähnliche Funktion.
Das kenn ich nur zu gut. Ich schreibe meist auch einfach alles in Posts nieder und lasse sie dann doch unveröffentlicht, da sie dann doch zu privat sind aber es hilft irgendwie sie zu schreiben auch wenn sie nie online gehen werden.
Ich glaube das kennt jeder Blogger. Und ich bin von Blogger-Menschen - so grusselig oder traurig ihre Texte manchmal sind - fasziniert, die tatsächlich und hautpsächlich sehr viel Persönliches schreiben.
In den letzten Tagen denke ich vermehrt darüber nach, ob ich einen speziellen Post bei mir im Blog schreiben soll. Und sobald ich einen nutzvollen Bogen zum Leser spannen kann, werde ich ihn auch schreiben. Und wenn nicht, dann wird er eben irgendwann mal aus meinem NotizbloG verschwinden.
Ich kann euch allen da nur zustimmen. In jeder Hinsicht. Ich selbst poste hauptsächlich Photographische Arbeiten, damit habe ich die Entscheidung zur Distanz zwischen Blog-Öffentlichkeit und Persönlichem getroffen. Das "von der Seele schreiben" von Problemen hilft auch wenn es niemand zu sehen bekommt, oder sogar gerade dann. was einem gelingt zu formulieren, das kann man abstrahieren, und so nüchterner betrachten.
Ich finde es sehr gut, wie es dir und anderen gelingt, die Probleme differenziert zu betrachten, und Teile davon so darzustellen, dass Sie ungefährdet publiziert werden können. Diese Gratwanderung zwischen privat und öffentlich gelingt dir gut. Solche Texte fördern bei Autor und Leser die Sprachfähigkeit, differenziert über schwierige Situationen zu reden.
Liebe Grüße
Jakob