Nachdem gerade erst vor ein paar Tagen Erzeugerinnengedenktag mit floristischem Hintergrund angesagt war, stand heute die Ehrung der männlichen Produktionshelfer der menschlichen Rasse an. Ein Tag, der die Nation in zwei Hälften spaltet.
Zoe hatte gestern nach der Schule spontan eine Freundin zum Übernachten eingeladen. Zwei Mädels in einem Zimmer, bedeutet, dass immer jemand da ist, die andere doch noch wach halten kann. Irgendwann gegen 23 Uhr sind sie dann doch eingeschlafen und waren dadurch heute freundlicherweise erst gegen 9 Uhr wach.
Für den Nachmittag hatten wir uns die Coat of Arms Missionen vorgenommen: 36 Ingress-Missionen quer durch Hannovers Innenstadt. Ausnahmsweise ging es mit dem Auto nach Hannover - sonst nehmen wir lieber den Zug, aber da heute Feiertag ist, waren einerseits noch vereinzelte Parkplätze frei und diese andererseits sogar kostenfrei.
Los ging es am Hauptbahnhof, dann weiter zu Kröpke, Staatsoper und Aegi. Dort machten wir kurz Pause, die aber lautstark unterbrochen wurde. Wie schon gesagt: Der Vatertag teilt die Bevölkerung anscheinend in zwei Lager: Augenscheinlich sind es diejenigen, die noch keinerlei Beitrag zur Geburtenrate geleistet haben, die heute aufopferungsvoll versucht haben, auch das letzte Restblut aus dem Alkohol im Organismus zu verdrängen, anstatt den Tag im Bett zu verbringen und daran zu arbeiten, ihn nächstes Jahr tatsächlich feiern zu dürfen. Er heißt schließlich nicht umsonst Vatertag.
Alle anderen bilden die zweite Gruppe. Grob geschätzt ein Drittel männliche Vertreter der Spezies, die das "Vater"-Badge bereits erreicht haben. Ein Dritte dazu passende Brutkästen für Babys (wie bekannt ist meiner sogar gerade in Betrieb) und der Rest zweibeinige wandelnde Berechtigungsnachweise zur Teilnahme am Vatertag, auch Kinder genannt. Alle Vertreter dieser Gruppe scheinen den Tag weitgehend alkoholfrei zu verbringen und sich über die Alkozombies der ersten Gruppe aufzuregen.
Besagte Alkozombies habe uns dann auch vom Aegi verscheucht: Ein Grüppchen lief dort lang und traf auf ein zweites Grüppchen, beide auch mit reichlich Abstandt gut hörbar nicht mehr in zurechenbarem Zustand. Das war der Zeitpunkt, als ich meine Herde zur Flucht antrieb, denn wenn zwei dieser Grüppchen zusammentreffen, kann die Stimmung schnell umschlagen und dann möchte ich weder mit Kind, noch mit einer Schwangeren in deren Nähe sein. Außerdem mussten wir ohnehin weiter in Richtung Rathaus.
Mein Internet hat sich zwischenzeitlich immer mal wieder verabschiedet - etwas, das ich mit E-Plus eigentlich gar nicht kenne. Die 7. der 36 Missionen konnten wir noch beenden, dann war gleich doppelt Schluss: Einerseits wollte keines unserer Geräte trotz perfekter Funkversorgung noch eine Verbindung mit dem weltweiten Datennetz aufbauen, so dass wir die 8. Mission noch nicht mal starten konnten und andererseites standen wir vor einer Wand aus Zivilisten, die zu irgend einer Musikveranstaltung gepilgert waren.
Ich bin wirklich dafür, Zivilisten den Zutritt zu Kampfgebieten zu untersagen. Überall um uns herum waren Schlümpfe unterwegs und die von uns gerade begrünten Portale lagen immer wieder unter kräftigem XMP-Feuer. Wir waren vorsichtig, aber trotzdem gezwungen, uns zu wehren. Kollateralschäden konnten wir heute zwar vermeiden, aber trotzdem: Ein umkämpftes Gebiet ist kein Ort für Zivilisten. Aber letztendlich sind sie es, die wir beschützen, nur für sie ziehen wir immer wieder in die Schlacht.
Heute haben sie und das fehlende Internet uns davon abgehalten, die Coat of Arms Serie abzuschließen. Mit 7 Missionen sind wir eigentlich auch noch nicht sonderlich weit gekommen, aber wir sind entschlossen, die restlichen auch noch zu absolvieren.
Auf dem Rückweg begegneten uns nochmal wandelnde Bierfässer in Begleitung eines großen, offensichtlich selbst gebauten Sehrlautsprechers. Egal ob Mainstream-Mucke oder nicht, wenn man sich auf 50m Entfernung die Ohren zu halten muss, macht es keinen Spaß mehr.
Kurz hinterm Kröpke dann das absolute Kontrastprogramm: Ein Konzertflügel auf Rollen stand mitten in der Fußgängerzone, daneben ein Trompeter und ein - vermutlich nicht dazu gehörendes - Mädchen mit offensichtlicher Balletterfahrung tanzte. Sie spielten Klassik und Klassiker, zum Beispiel All about us von Michael Jackson und Va Penciero.
1 Kommentar. Schreib was dazu-
Eva Katharina
15.05.2015 13:42
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Mensch, mein erster Kommentar wurde nicht abgeschickt.. Dabei war er super! Jetzt musst du dich mit dem zweiten, nicht so tollen zufrieden geben ;)
Ups, da hab ich wohl mal wieder den Vatertag verpennt. Muss man den als 18 Jährige deren Vater nicht im selben Haus wohnt noch feiern? Wäre gut zu wissen, ich telefoniere nämlich gleich mit besagtem Vater - hoffentlich ist der nicht sauer, Mami hat immer hin Blumen bekommen.
Immer hin habe ich den Tag komplett verpennt, für mich war es der "heute kommt das Germanys Next Topmodel"-Finale Tag. Das heißt ch habe weder zu den Alkozombies gehört noch gehöre ich zu den Brutkästen in Betrieb - puhh! -.