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Blutbad in Hannovers Innenstadt

Heute war Bea's Piekstraining und obwohl es eigentlich nicht geplant war, ist dabei reichlich Blut geflossen. Vor einiger Zeit war Bea beim Endokrinologen, der tatsächlich mal eine gesicherte Diagnose stellen konnte: Sie ist zu klein! Deswegen bekommt sie jetzt Wachstumshormone... zumindest war das der Plan.

2013-09-17 17.02.06.jpgNoch vor dem geplanten Arzttermin, bei dem Mama und eine Betreuerin aus der Wohngruppe den richtigen Umgang mit dem Hormon-Pen lernen sollten, fing es an: Ein Blatt Papier legte sich mit Bea an - und gewann. Bea trug einen - blutigen - Schnitt am Finger davon und bekam das erste Pflaster.

Ab heute bekommt sie täglich Wachstumshormone mit einem so genannten "Pen", der ziemlich genau so wie die vielen Diabetikern bekannten Insulin-Pens funktioniert: Ein kleiner "pieks" unter die Haut und die Sache ist erledigt. Aber bei Bea weiß man nie und letztendlich wird nur sie darüber entscheiden, ob und wie lange die Therapie läuft. Wenn Bea sich gegen die Injektionen wehrt, brechen wir einfach ab - schlimmstenfalls wächst sie nicht so weit, wie sie es noch könnte. In Anbetracht ihrer sonstigen Krankheiten und Behinderungen wäre ein wenig Kleinwüchsigkeit das geringste Problem.

Nach einigen "Trockenübungen" am nicht-lebenden Demonstrationsobjekt (für die "Trocken"-Übungen wurde ironischerweise Wasser anstatt eines echten Medikamentes benutzt), versuchte Mama dann ihr Glück beim durchaus lebenden Bea-Objekt. Obwohl sie seit mehr als 12 Jahren fast jeden Tag anderen Leuten Blut abzapft (beruflich, nicht aus kulinarischem Interesse und auch nicht aus der Halsschlagader... zumindest habe ich noch niemanden getroffen, der davon noch erzählen konnte), wollte sie nie Bea Blut abnehmen, also stellte sich auch die Frage, ob sie ihrem Kind eine Nadel in den Oberschenkel stechen konnte. Bea war durchaus interessiert, schaute zu und wollte genau im entscheidenen Moment zugreifen. Dabei schon sie richtig schön die Nadel über ihren Oberschenkel und hinterlies eine schöne, tiefe, blutige Schramme. Nun sollte man meinen, eine Arztpraxis wäre auf so etwas vorbereitet, allerdings ist der umfangreichste medizinische Eingriff in dieser Praxis eine ganz normale Blutentnahme und so erforderte es etwas Improvisationstalent, bis ein zweiter Versuch gestartet werden konnte. Dieser Anlauf verlief ungleich erfolgreicher und ohne Protest oder Gegenwehr hatte Bea jetzt ihre erste Portion des neuen Medikaments unter der Haut.

So weit, so gut... oder nicht? Nicht ganz, denn es gibt nur eine Person, die darüber entscheidet, ob und wie lange ein Pflaster Bea ziert - und das ist sie selbst. Kurz vor Verlassen der Praxis war auf einmal ihre Hand rot und tropfte, aber die Oberschenkelschramme war gut versteckt unter der Hose und dieser hatte noch ihre natürliche Farbe. Was dagegen fehlte, war das Pflaster am Finger. Selbst in dieser Praxis mangelt es nicht an kleinen Pflaster und so war es schnell ersetzt. Allerdings hatten die anwesenden Personen durchaus unterschiedliche Meinungen, ob das neue Pflaster dort bleiben sollte - genau genommen hatte Bea eine andere Meinung, als der Rest der anwesenden Personen - und so löste sich auch der Ersatz spurlos in Luft auf. Bea war daraufhin natürlich nicht mehr so ganz spurlos, aber sie hinterlässt ohnehin einen bleibenden Eindruck bei allen, die sie etwas näher kennenlernen und ein Körper, der nahezu täglich neue blaue Flecken bekämpfen muss, schafft auch noch einen kleinen Schnitt am Finger.

Der zweite Teil des Blutbads spielte sich ein Stück weiter weg im Krankenhaus ab, wenn auch dort nur als Nebensächlichkeit in Form von mehr oder weniger prophylaktisch verabreichten Blutkonserven. Dort, an der Krebsbaustelle, gibt es Neuigkeiten, wenn auch keine guten. Auf der postoperativen Intensivstation den mittlerweile 7. Zimmernachbarn zu haben, ist kein guter Zeichen und war so auch nicht geplant. Ich würde gerne schreiben, dass es aufwärts geht und zumindest ein Wechsel auf die normale Station in Sicht ist, aber leider lassen sich nur mit viel gutem Willen derzeit kleine Fortschritte erkennen. So bleibt mir nur festzustellen, dass es drei Tage lang keine neuen bösen Überraschungen gab.

 

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