Wir sehen so viele Dinge um uns herum als selbstverständlich an. Erst wenn wir anfangen, die Welt durch die Augen einer anderen Person zu sehen, wird uns das klar. Diesen Effekt erlebe ich derzeit immer wieder.
Wie kompliziert die Welt um uns herum tatsächlich ist, merke ich meist nur durch Zoe's Nachfragen.
Ihr aktuelles Lieblingsthema im Auto sind Geschwindigkeitsbegrenzungen. Das schwarze Zahlen auf weißem Grund mit rotem Kreis drumherum die aktuell erlaubte Höchstgeschwindigkeit vorschreiben, hatte sie ziemlich schnell mitbekommen. Darüber hinaus wird es allerdings schon umständlicher:
- Graue, durchgestrichene Zahl im grauen Kreis hebt die vorherige Begrenzung auf. Soweit kein Problem, aber welche Geschwindigkeit gilt jetzt?
- Nach den viereckigen gelben Schildern mit schwarzer Schrift gilt 50, aber nur wenn sie nicht rot durchgestrichen sind.
- Wenn sie das sind, gilt 100, aber auch nur, wenn es gerade keine Autobahn ist, dann gibt es kein Limit.
Eigentlich sind es ganz einfacher Regeln und sie werden von jedem Autofahrer nahzu intuitiv angewendet (zumindest von vielen, einige schleichen auch bei erlaubten 100 mit 30 durch die Welt), für ein Kind, dass die Schilder vom Rücksitz noch dazu nicht so früh sieht und die Wörter nicht lesen kann, ist es ziemlich kompliziert.
Zu allem Überfluss fuhr vorhin vor uns noch ein Trecker mit Anhänger. Auf dem Anhänger war ein weißes Schild mit schwarzem Kreis und schwarzer 25, auf dem Trecker das gleiche, aber mit einer 40. Wofür sind die schon wieder da? Und warum gilt im nächsten Ort auf einmal 30 auf der Hauptstraße?
Leichter war dagegen die Frage, warum wir uns aussuchen können, ob wir für den Nachhauseweg die Autobahn oder lieber andere Straßen benutzen können. Ein "das ist nunmal so" versuche ich möglichst zu vermeiden, also kam ein Beispiel: Vom Kindergarten nach Hause können wir auch unterschiedliche Wege gehen, ebenso zu ihren Freundinnen, zu denen sie die Wege mehr oder weniger kennt. Genauso verhält es sich mit den Wegen aus der Stadt nach Hause oder von zu Hause zu Papas Büro - dorthin können wir sogar zwischen Zug, Flugzeug und Auto wählen.
Noch schlimmer wird es bei simplen Zahlen. Beispielsweise 42 liest man "vier, zwei" (und nicht "vier, zwei"), aber die Zahl heißt dagegen zwei-und-vierzig, also die hintere Zahl zuerst, dann die vordere. Zoe bringt das gerne noch durcheinander oder schreibt wie selbstverständlich Ziffern oder Buchstaben spiegelverkehrt. Zahlen unter 20 heißen aber nicht fünf-und-einszig, sondern fünfzehn und schon gar nicht drei-und-nullzig, aber diese beiden Hürden hat sie mittlerweile geschafft (auch wenn sie der Einfachheit halber noch gerne alle Zahlen von 11 bis 19 in die zwanziger verschiebt, also 21 bis 29 daraus macht). Die Engländer haben es mit ihrem "fourty-two" da wesentlich einfacher.
Ganz schlimm wird es natürlich bei 142, wenn also erst die erste, dann die letzte und schließlich die mittlere Ziffer gesagt werden müssen und dabei wieder die eins eine Sonderrolle einnimmt, denn schließlich heißt es ja hundert-zwei-und-vierzig, obwohl auch eins-hundert-zwei-und-vierzig weniger falsch ist, als fünf-und-einzig.
Gar nicht leicht, wenn man das alles noch nicht als selbstverständlich kennt, sondern erst lernen muss.
2 Kommentare. Schreib was dazu-
Wetterschaf
8.12.2013 16:54
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Chris Kaffeepads
8.12.2013 21:52
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Da kann man von Glück reden, dass wir nicht französisches Zahlensystem haben.
99 = quatre-vingt-dix-neuf ... frei übersetzt 4 20 10 9 -> 4x20+19
die haben iwi ihre zehnerstellen nur bis 60 gesetzt und dann wird 1 bis 19 und dann ab der 80 eine 4x20 gesetzt... Die spinnen die franzosen ^.-
Japanisch find ich da am einfachsten... 23 = ni ju san -> 2 10 3
lg das schaf, oder auch klugscheißerschaf
Echt interessanter Artikel, danke für die Erklärungen, ich hatte das ganze schon lange nicht mehr durchblickt!
Vorallem das mit den Treckern und LKW's auf denen so viele verschiedene Zahlen mit Kreisen stehen :D
Und zu deinem Einleitesatz...vieles ist Selbstverständlich und ich merke es erst, wenn es fehlt :/
LG Chris