Kürzlich hatten wir Besuch von einem Diabetiker. In Anbetracht der Verbreitung dieser Krankheit ist das eigentlich gar nicht erwähnenswert, wäre er nicht gerade mal 6 Jahre alt gewesen.
Typ 1 Diabetis ist angeboren und eher selten, in diesem Fall brach die Krankheit erst nach einigen Jahren aus. Bloggenswert ist auch nicht die Krankheit selbst oder dass ein Kind davon betroffen ist, sondern viel eher, was ich in den Eltern gesehen habe, denn sie haben mich ziemlich an uns und Bea erinnert.
Es war für sie selbstverständlich, jede Mahlzeit genau abzuwiegen, die Insulinmenge auszurechnen (dafür gibts mittlerweile natürlich auch Smartphone-Apps) und zu verabreichen. Ein eingespieltes Team: Einer wiegt, der andere rechnet, ein paar Tastendrücke an der Pumpensteuerung, fertig.
Immer wieder haben wir bei Bea zu hören bekommen, wie wir das alles nur schaffen würden, dabei war Beas Betreuung für uns genau wie die Diabetis und ihre Folgen für diese Eltern: Ganz normal, einfach Alltag. Diese - für andere, normale Eltern so besondere - Versorgung gehört einfach zum Leben mit dem Kind dazu.
Vielleicht habe ich uns auch noch aus einem anderen Grund wiedererkannt: Sie haben die Krankheit ihres Kindes nicht in den Mittelpunkt gestellt, genau so, wie wir es mit Bea zumindest versucht haben. Natürlich haben wir auch über beide Kinder gesprochen, aber die ganz normalen Themen waren eindeutig in der Überzahl und genau das finde ich wichtig: Kinder können gerne im Mittelpunkt der Familie stehen, eigentlich ist das sogar sehr wünschenswert, aber bitte die Kinder als Ganzes und nicht reduziert auf eine Diagnose - egal wie schlimm sie im Einzelfall ausgefallen ist.
Selbstverständlich ist das leider nicht. Wir haben auch mehr als genug Eltern kennengelernt, die (scheinbar) in ihren "besonderen Kindern" nur die Besonderheiten und kaum noch das Kind sehen.
2 Kommentare. Schreib was dazu-
Drago
31.10.2013 7:15
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Blut
1.11.2013 18:37
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Ich weiß leider nicht, wie die Prognosen heute sind. Aber ich kannte einen netten Kerl, der damals auch an Diabetes Typ 1 litt. Er ist bereits in Kindertagen erblindet und starb, als er 30 war. Heute ist die Medizin (Gottseidank!) wesentlich weiter. Und ich stimme Dir zu: Die Art der Erkrankung ist letztlich egal. Die Muster der betroffenen Eltern gleichen sich irgendwie. Ich habe in der Familie ein Kind mit Alpha1-Antitrypsinmangel erlebt. Das war auch ein tägliches, gut eingespieltes Drama. Und ich bin froh, dass das Kind, dem man eine Lebenserwartung von 3 - 4 Jahren gegeben hatte, heute mittlerweile 20 ist.
Es gibt keine Prognose zum Thema Diabetes Typ 1. Gott sei dank! Und selbst wenn, würde ich es vermutlich gar nicht wissen wollen. Wie Sebastian schon geschrieben hat, wichtig ist nicht die Krankheit über das Kind zu stellen... Und so muss es einfach auch sein.