Hausaufgaben sind doof und Diktate sowieso! Aber wehe, Zoe wird vom Ehrgeiz gepackt, dann lässt sie nicht locker und so durfte ein Igel ganz viel Winterschlaf machen und noch mehr futtern.
"Diktat üben" stand im Hausaufgabenheft. Wie oft stand dort nicht und wir haben mit einem Mal angefangen. Der erste Satz - "Es ist Herbst" - ging noch, der zweite - "Im Garten ist ein Igel" - war auch kein Problem, aber dann versagte bei Zoe die Lust. Auf den Ellenbogen gestützt und am Schluchtzen klatschte sie Buchstaben aufs Papier. Vor der letzten Zeile musste noch diskutiert werden, ob diese tatsächlich Teil des Diktats ist oder nur freiwillig, aber wenigstens war sie nur noch mißmutig und nicht mehr gequält. Trotzdem wurde es ein "Winter Schlaf".
Das Ergebnis war vorhersehbar: 8 Fehler! Fast alle vorher von der Lehrerin als "schwierige Wörter" genannten waren richtig, dafür hatte sie einen halben Satz doppelt geschrieben - und es trotz aller Wiederholungen nicht bemerkt. Glücklich war sie natürlich nicht über das Ergebnis, wollte aber wenigstens nochmal üben.
Nach dem Mittagessen sah die Welt ganz anders aus. Das Fernsehen lockte, aber vorher war noch eine Übungsrunde angesagt. Dieses Mal war sie viel konzentrierter dabei und beschränkte sich auf 4 mehr oder weniger Flüchtigkeitsfehler. Wir einigten uns auf noch eine Übungsrunde und haben gleich ein bisschen Mathe gemacht:
8 Fehler beim ersten Mal
4 Fehler beim zweiten Mal - also die Hälfte
Das musste ja beim letzten Üben zwei Fehler und dann in der Schule nur einen geben - immer die Hälfte.
Leider brachte der nächste Durchlauf drei Fehler mit sich, anstatt brav dem Gesetz der Serie zu folgen. Das R von "frisst" zu vergessen und auch beim Kontrolllesen zu übersehen ist ein Flüchtigkeitsfehler und was sie geritten hat, aus "Würmer" kurzerhand "Würmaer" zu machen - keine Ahnung.
Jetzt war sie aber endgültig im Bann des Igels und wollte unbedingt nochmal üben - mit wieder frustrierendem Ergebnis: Wieder drei Fehler, aber immerhin drei andere und alle Flüchtigkeitsfehler. Aber wenn sie sich einmal etwas vorgenommen hat, dann stachelt sie so ein Ergebnis nur weiter an.
Beim Abendessen bettelte sie dann um eine letzte Übungsrunde - aber es war zu spät und um kurz vor acht auch nicht mehr unbedingt sinnvoll. Statt dessen gab es eine Igelbrücke (eigentlich eine Eselsbrücke, aber das Diktat handelt nunmal vom Igel): Ich habe Zoe's Arm eingefangen und sie gefragt, was ich gerade mache. Ihre Antwort, "festhalten", hat ihr schon den entscheidenden Hinweis gegeben: Der Igel hälT, er hälD ihn - egal ob einen Arm oder Winterschlaf. Das balD nicht balT geschrieben wird, muss sie einfach lernen, denn mit "in Bälde" kann sie nicht anfangan.
Am Ende haben wir einen Kompromiss geschlossen: Wenn sie unbedingt will und am nächsten Morgen rechtzeitig schulfertig ist, dann können wir noch einmal üben. Fünf vor sieben stand sie fertig angezogen im Büro, 20 Minuten später waren die Haare gekämmt, das Frühstück Geschichte, sie saß vor ihrem Heft und der Igel war wieder im Garten. Er fraß Schnecken, Würmer und Käfer und kann sogar bald Winterschlaf machen - 0 Fehler, alles richtig!
Jetzt bin ich gespannt auf das Ergebnis in der Schule. Ein Fehler wird sie frustrieren, mehr als einer zu Tränen führen, aber vielleicht igelt sie sich ja sogar zum gleichen Ergebnis wie heute früh...
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