Hausaufgaben mit Vorsagen und moralischen Bedenken

Die Schule, ja die Schule. Mit Ende der Sommerferien wurde aus unserer ABC-Schützin eine waschechte Zweitklässlerin (wir haben es tatsächlich riskiert und sie gewaschen - die zweite Klasse geht selbst mit viel Wasser, Duschgel und Shampoo nicht mehr weg). Im ersten Schuljahr hatten wir immer wieder Dramen rund um die Hausaufgaben. Mittlerweile sind ein paar Wochen vergangen und langsam zeigen sich die Unterschiede zwischen erster und zweiter Klasse.

Wirklich lang hat sie nie für die Aufgaben gebraucht - aber die Zeit, die sie zwischendurch mit zappeln, zicken, bocken, quengeln und allem was nichts mit Hausaufgaben zu tun hat, verbracht hat, summierte sich schnell mal auf eine Stunde pro Tag. Andere haben es da natürlich auch nicht besser: Justine, selbst wieder frisch gebackene Schulanfängerin, beschwert sich auch fast täglich über ihre Hausaufgaben.

Doch nach den Ferien war alles etwas anders und vielleicht hängt das auch ein wenig mit dieser Matheaufgabe zusammen:

Ja, ich habe ihr diese Hausaufgaben vorgesagt. Aber - wie ich finde - erlaubt: Mit Kopfrechnen hat sie gar kein Problem. Jeden Tag üben wir etwa fünf Minuten, wenn es gerade passt. Mal im Auto, mal beim Kochen, irgendwo lässt sich ein bisschen Mathe immer dazwischen schieben - aber wehe, die Aufgaben stehen in schriftlicher Form da.

Also habe ich mich hinter sie gestellt und angefangen, ihr die Aufgaben einfach nur vorzulesen. Sie hat das Ergebnis nicht gesagt, sondern aufgeschrieben und schwupps war die Seite fertig gerechnet. Sogar das Ausmalen der Fische war danach nur noch halb so doof (schließlich ist sie - laut eigener Aussage - in der Schule, um Lesen, Schreiben und Rechnen zu lernen und Ausmalen ist was für Kindergartenkinder).

Die 1, 6, 8, 12, 15 und 18 hat sie allerdings nur sehr wiederwillig ausgemalt. Nicht etwa, weil sie keine Lust mehr gehabt hätte, sondern wegen starker moralischer Bedenken. Rot ist ok, das ist neutral, gelb ebenso. Grün ist natürlich immer willkommen, aber blau! Blau ist die Farbe alles Bösen. Zumindest, wenn man - wie sie - mit Herz und Seele Ingress-Agent ist.

Seit dieser Mathehausaufgabe läuft es wesentlich besser als letztes Jahr. Ein bisschen schmollt sie hin und wieder zwar schon, aber viel weniger als noch vor den Sommerferien. Wollen wir hoffen, dass die nächsten (Sommer-)Ferien das nicht wieder ändern...