Bea geht wurde von Qindie anerkannt und darf jetzt offiziell das Q-Logo führen. Über die Verleihung habe ich mich natürlich gefreut und auch gleich dazu auf Facebook geschrieben. Die virtuelle Tinte war noch nichtmal trocken, da meldete sich schon mein Messanger.
In der Welt der "Indie-Autoren", also Autoren, die sich für einen on-Demand-Verlag entschieden haben, gibt es sehr große Qualitätsunterschiede. Es gibt tolle Bücher, die vollkommen frei von Rechtschreib- und Grammatikfehlern sind (was selbst für Produktionen der großen Verlage nur selten gilt), die sehr gut recherchiert und toll geschrieben sind. Aber es gibt auch Autoren, die ohne jegliche Qualitätsprüfung vor der Veröffentlichung fünf "Werke" in zwei Monaten publizieren, im Jahr vermutlich etwa genausoviel verkaufen und aller Welt erzählen, sie könnten problemlos von ihren Buchverkäufen leben - obwohl die nicht gefälschten Rezensionen sich im besten Fall zu zwei Amazon-Sternchen (von fünf möglichen) durchringen können.
Die Gesamtheit der Indie-Autoren leidet unter zwei Dingen: Sehr vielen sehr schlechten Büchern und dem etablierten Buchmarkt (normalerweise in Form von klassischen Verlagen und großen Buchhandelsketten), die alles daran setzen, alle Indie-Bücher in einen Topf zu werfen. Die Musikindustrie hat auch lange gegen das Internet gekämpft und es zum Teil heute noch nicht wirklich für sich entdeckt - wie beispielsweise die Gema-Diskussion auf YouTube zeigt. Genau so verschlafen die alten Verlage (meiner Meinung) gerade die Chancen, die Internet, Kleinauflagen und on-Demand-Druck bieten.
Um zu zeigen, dass nicht jedes einer on-Demand-Druckerei entsprungene Buch gleich das schlimmste-anzunehmende-Druckwerk (SAD) ist, wurde Qindie gegründet. Der Idee nach ist es eine Gemeinschaft von Autoren, Viellesern und Buchhändlern, die mit ihren Q eine Art Bio-Siegel für gute Indie-Bücher verleihen. Jeder freie Autor kann dort seine Bücher (in Form von Leseproben) einreichen und wird von der Gemeinschaft nach rein objektiven Kriterien beurteilt. Die so ausgezeichneten Veröffentlichungen sind (weitgehend) frei von Rechtschreib- und Grammatikfehlern und lassen sich flüssig lesen.
Eine sehr gute Idee, die ich absolut begrüße, um so mehr freue ich mich über die Aufnahme (obwohl die aktuelle Fassung von Bea geht auch nach dem Lektorat leider noch einige Fehlerchen hat), aber die Freunde währte nicht lange, denn kaum war die entsprechende Meldung auf Facebook gepostet, schrieb mich ein befreundeter Autor an.
Du wolltest echt zu Qindie gehen? Du machst dir damit unter Autoren ne ganze Menge Feinde.
Qindie, so musste ich mir sagen lassen, ist bei vielen Autoren unbeliebt, weil sehr viele abgelehnt werden. Woher sollte ich das bitte wissen??? Jetzt könnte man denken, dass ihre Ziele damit nur bestätigt werden: Die vielen schlechten Autoren bleiben außen vor, der Rest wird ausgezeichnet. Soweit die Theorie, die Praxis sieht - anscheinend - etwas anders aus.
Im internen Bewertungsforum für neue Bücher ist von den guten Vorsätzen der Objektivität nicht mehr viel zu sehen. Weder in den dort aufgeführten Kriterien, noch in den Kommentaren zu den aktuellen Kandidaten. Das lässt zumindest Zweifel aufkommen, wie viel das große Q letztendlich tatsächlich wert ist.
Ein weiterer großer Kritikpunkt ist eine kürzliche Veröffentlichung auf der Qindie-Seite. Dort kam ein selbsternannter "Buchpirat" zu Wort, der es sich über Jahre hinweg zum Ziel gemacht hat, möglichst viele kostenpflichtige Ebooks auf illegalen Downloadseiten zu verteilen. Von dem Artikel selbst war ich enttäuscht - er war journalistisch einfach nicht gut und bot wenig neue Informationen oder Erkenntnisse. Nach der Veröffentlichung ging eine Schockwelle durch die Online-Autorengruppen: Wie man "so jemandem" einen Platz bieten könnte, sich zu äußern! Eine inhaltliche Auseinandersetzung gab es kaum - ohne wirklichen Inhalt ist das allerdings auch wenig überraschend.
Ich kann die Aufregung nicht verstehen. Anstatt froh darüber zu sein, dass der "Feind" aus dem Nähkästchen plaudert (wenn auch nur ein wenig), regt man sich auf, das so etwas veröffentlicht wurde. Who cares?
Auf der Facebook-Seite zu Bea geht ist das Buchcover mit Qindie-Siegel zu finden, an einigen anderen Stellen ebenfalls. Die gedruckte Auflage kann ich nicht mehr ändern und werde es auch nicht tun, gleiches gilt für das aktuelle Ebook. Ich werde Qindie nicht verlassen, auch wenn der eine oder andere dann nicht mehr mit mir im Sandkasten spielen wird, aber sonderlich aktiv sein werde ich dort auch nicht, ganz einfach, weil mir die Zeit dafür fehlt. Verstehen werde ich aber genau so wenig, warum jemand dort gelistete Autoren angreift.
4 Kommentare. Schreib was dazu-
Marc
1.11.2013 9:31
Antworten
-
Regina Mengel
1.11.2013 14:23
Antworten
-
Sebastian
1.11.2013 17:48
Antworten
-
Michael Stuhr
1.11.2013 18:50
Antworten
Dabei hatte die Idee doch so gut geklungen: Eine Art Qualitätssiegel für OnDemand-Bücher. Aber nach dem, was Du erzählst, scheint es dort dann doch sehr zu menscheln. Eifersüchteleien, Neid, Missgunst - das gibt es überall. Wie reagieren denn die Verantwortlichen dort? Wird eine gewisse Diskussionskultur eingefordert, oder gehen da nur ein paar schreiberfahren-eloquente Leute aufeinander los? Hm, ich werde neugierig. Werd selbst mal nachsehen.
"Jeder freie Autor kann dort seine Bücher (in Form von Leseproben) einreichen und wird von der Gemeinschaft nach rein objektiven Kriterien beurteilt. Die so ausgezeichneten Veröffentlichungen sind (weitgehend) frei von Rechtschreib- und Grammatikfehlern und lassen sich flüssig lesen."
Das ist so nicht vollständig. Bitte lies noch einmal die FAQs auf www.qindie.de und schau dir den Kriterienkatalog an: http://www.qindie.de/checkliste-fuer-die-autoren-abstimmung/ Es steht ganz offen auf der Homepage, welche Punkte zur Entscheidung beitragen. Wenn du Fragen zum Abstimmungsverfahren hast, freuen wir uns über einen entsprechenden Beitrag im Forum, um deinen Eindruck miteinander zu diskutieren. Und natürlich bist du als Qindie genauso stimmberechtigt wie alle anderen auch. Du bist herzlich eingeladen davon rege Gebrauch zu machen und so zum fairen Umgang und zum Konzept der Schwarmintelligenz beizutragen.
LG, Regina
Im "über uns" steht:
"Qindie in der Form des Labels steht für Bücher, die formalhandwerklich professionell produziert und den gängigen Regeln des schriftstellerischen Handwerks entsprechen."
Eigentlich möchte ich mich in den Streit - der anscheinend mit der Buchpiratendiskussion gerade wieder groß ausgebrochen ist - gar nicht einmischen.
Hallo Sebastian!
Als Qindie-Autor, der seit einigen Monate dabei ist, kann ich Reginas Worte nur bestätigen. Zudem finde ich es bemerkenswert, dass der Umgang miteinander in einer Gruppe ausgewiesener Individualisten (was Schreiber nun mal sind) derart moderat ist. Von Grabenkämpfen oder Eifersüchteleien kann innerhalb der aktiven Mitglieder nicht die Rede sein, und gerade dass verschiedene Meinungen sanktionsfrei geäußert werden können, macht das Qindie-Korretiv für mich zu einem Ort, an dem ich mich wohlfühle. Angetreten, um ein paar guten Texten mit auf die Welt zu helfen, habe ich schon dabei mitwirken können, etliche gute Bücher zu fördern - für mich eine höchst sinnvolle Beschäftigung in meiner knapp bemessenen Freizeit.
Davon, dass alles wirklich so ist, wie ich hier behaupte, kannst du dich ja jederzeit im Abstimmungsforum überzeugen.
Gruß Micha