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Deutschland von oben (Advanced Full HD, 3D & Reality Motion)

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Vor einiger Zeit haben wir eine 6teilige Dokumentation atemberaubender Bilder unserer Heimat - von Nordsee bis Alpen - gesehen und jetzt kommt diese in die Kinos: Deutschland von oben zeigt ein Land, dass nur wenige aus eigener Erfahrung kennen. Gestern gab es eine Sonderausgabe in Advanced Full HD (so hohe Auflösung dass man garantiert keine Pixel mehr erkennt), atemberaubenden 3D-Effekten und Reality Motion, das ist nicht nur sehen, sondern auch fühlen. Diese Vorführung war einer kleinen Gruppe von Leuten vorbehalten, die hart dafür gearbeitet haben oder die richtigen Leute kennen.

Anders gesagt: Wir sind gestern - wie einige andere auch - geflogen, von Hannover nach Wangerooge und wieder zurück. Dabei haben wir die Vielfältigkeit deutschen Wetters kennengelernt und wäre beinahe nicht wieder nach Hause gekommen. Unser erster Inselausflug war schon länger geplant und auch Bea sollte wieder dabei sein, als Ziel hatten wir die von uns nächstliegende Insel ausgewählt: Wangerooge und auch wenn wir uns besseres Wetter gewünscht haben, bot der Tag viel Abwechslung, Erlebnisse und neue Erfahrungen. Im Gegensatz zu immer teureren Fernsehern mit immer mehr Technologie und immer höheren Pixelzahlen brauchten wir einfach nur aus dem Fenster zu sehen um statt virtueller Welten echtes "Real Life" zu erleben. Leider geben die Fotos nur wenig davon wieder.

Am Flughafen angekommen erwartete uns kräftiger Wind in Größenordnungen die wir noch nicht absichtlich geflogen sind. Ein paar Mal haben wir uns gefragt ob überhaupt starten sollten und uns jedes Mal ernsthaft mit einem Abbruch auseinander gesetzt. Dabei befreien wir und grundsätzlich von jeglichem Druck den Flug durchzuführen, wenn es dieses Wochenende nicht geklappt hätte, dann eben an einem anderen. Bestätigt haben uns die relativ problemlosen Starts anderer Flugzeuge unserer Gewichtsklasse und auch die Startvorbereitungen von Marie, dem Rosenflieger der mit ihrem Piloten und Eigentümer immerhin schon um die Welt geflogen ist.

Kurz vor Bremen zeigte sich die Weser noch in strahlendem Sonnenschein, aber in der Ferne bestätigte sich schon die Wettervorhersage: Eine dichte Wolkendecke über der Nordsee. Die Flecken auf den Feldern im unteren Bildbereich sind übrigens Schatten der Wolken über uns. So gerne wir on-top (also über den Wolken) geflogen wären - durch die abzusehende dichte Wolkendecke weiter nördlich wären wir nicht wieder nach unten gekommen, da der Einflug in Wolken für Sichtflieger streng verboten ist (und ganz nebenbei ohne entsprechende Ausbildung an Selbstmord grenzt). Fliegerei hat heute nicht mehr viel mit den tollkühnen suizidgefährdeten Männern in ihren fliegenden Kisten zu tun.

Trotz des böigen Windes zeigte sich Norddeutschland von oben von seiner schönsten Seite: Wir wurden zwar ganz gut durchgeschüttelt, aber dafür mit einer tollen Aussicht und Sonnenschein belohnt. Ab Bremen folgten wir der Weser bis Brake um dort über die Ausläufer des Jadebusens nach Wilhelmshaven zu fliegen und zwischen Brake und den wohl südlichsten Ausläufern des Wattenmeers trafen wir auf die Wolkenfront.

An Sonnenschein war jetzt nicht mehr zu denken, statt dessen erwarteten uns Sprühregen, schlechtere Sichtverhältnisse und stärkere Winde. Ohne Sonnenschein gab es auch keine Thermik und wir wurden weniger durchgeschüttelt, dafür wurden die einzelnen Schüttler um so heftiger. Zwischenzeitlich hatte ich dem Autopiloten das Steuer überlassen und er hatte alle Schaltkreise voll zu tun um Kurs und Höhe immer wieder auszugleichen. Trotzdem hat der Flug Spaß gemacht und auch die Kinder haben sich nicht beschwert, außerdem war endlich das Wasser in Sicht, ein Anblick auf den sich Zoe gefreut hatte seitdem sie von unserem Reiseziel erfahren hatte. Es sah zumindest etwas aus wie Wasser, den tatsächlich war Ebbe und das einzige echte Wasser kam von oben.

Die automatische Flugwetteransage ATIS in Wilhelmshaven - die letzte Wetterstation vor unserem Ziel - war fast nicht zu verstehen, erst direkt über dem Flugplatz gab es einen einigermaßen klaren Empfang - und eine Bestätigung der zwar schwierigen, aber dennoch stabilen und sicheren Wetterlage die wir gerade selbst erlebten.

Dann kam die "echte" Nordsee in Sicht und damit unser erster Flug über den großen Ozean - vorher hatten wir nichts größeres als das Steinhuder Meer überflogen. Allerdings liegen die deutschen Nordseeinseln (von Helgoland einmal abgesehen) so nahe am Festland dass noch nicht einmal Schwimmwesten notwendig sind, zumal diese bei Ebbe ohnehin recht wenig hätten helfen können.

Gerade einmal etwa 7 Kilometer sind Küste und Insel voneinander entfernt und selber wenn uns im absolut ungünstigsten Fall der Motor verlassen sollte, wären wir im Segelflug noch sicher bis zum nächsten Landstück gekommen. Unsere theoretische Überlegung, ob eine Notlandung auf einer unbekannten Wiese oder dem wasserlosen Wattenmeer bei Ebbe sicherer wäre, blieb ohne eindeutiges Ergebnis und praktisch wollten wir es gar nicht ausprobieren.

Noch über dem Festland kam "unsere Insel" in Sicht, neben GPS, Karte und Kurs eine weitere Absicherung unser Ziel nicht zu verfehlen. Wir wechselten vom netten Lotsen bei BREMEN INFORMATION, der uns den Großteil der Strecke begleitet und zwischendurch mit Wetterdaten versorgt hatte, zu WOOGE INFO, dem Flugleiter am Flugplatz Wangerooge, allerdings nicht ohne bereits bei der Anmeldung nach dem aktuellen Wind zu fragen. Wooge meldete stärkere Winde als wir beim Start in Hannover hatten, doch ein Abbruch stand zu diesem Zeitpunkt nicht zur Diskussion: Der Landeanflug ist ungefährlich und bereits vorher war klar: Ist die Landung nicht sicher möglich, starten wir durch. Einen zweiten Anflugversuch hätten wir gemacht aber spätestens danach wären wir nach Hannover zurückgekehrt. Bereits bei der Ankunft in Hannover hatten wir unsere Pläne für einen Tank-Zwischenstopp aufgegeben und statt dessen genug Sprit mitgenommen um sicher ohne Zwischenlandung wieder zurückkehren zu können.

Schon frühzeitig wurden die Anflug-Checklisten abgearbeitet, damit wir uns voll auf die schwierige Landung konzentrieren konnte, erst im Queranflug verließen wir unsere sichere Reiseflughöhe - nicht ganz einfach, denn Höhe, Sinkrate, Geschwindigkeit und Kurs wurden von Windböen immer wieder beeinflusst. Wir verlängerten den Endanflug um uns rechtzeitig auf die Bahn auszurichten und genug Zeit für einen halbwegs stabilen Anflug zu haben - im Foto kann man die Landebahn parallel zum Strand am linken Rand der Hauptinsel erkennen. Eine normale Seitenwindlandung sieht immer fürchterlich gefährlich aus, denn das Flugzeug gleitet schräg auf die Landebahn zu, man hat fast den Eindruck es würde leicht seitlich aufsetzen, denn erst im letzten Moment vor der Bodenberührung wird die Nase tatsächlich auf die Landebahn ausgerichtet, tatsächlich ist aber gar nichts schlimmes dabei. Eine letzte Böe direkt vor dem Aufsetzen, ein kleiner Schlenker und wir waren im ersten Anlauf mit einer unter diesen Umständen gar nicht so schlechten Landung am Boden, sicher und mit weniger Problemen als erwartet.

Der eigentlich gefährlichste Teil des Ausflugs folgte jetzt erst, denn die Bahn war nass und fühlte sich - bestimmt auch durch den Wind der immer noch am Flugzeug zerrte - wie Glatteis an. Ganz langsam und vorsichtig rollten wir zum Parkplatz und stellten reihten uns in die Gruppe der - heute nicht sehr zahlreichen - anderen Inselbesucher ein. Bea und Zoe hatten den ganzen Flug über weder Angst gezeigt noch sich beschwert und über der Insel hatte Zoe auch endlich wirklich das versprochene Meer(wasser) gesehen, aber jetzt stellten sich unerwartete Probleme ein: Zoe wollte nicht aussteigen.

Draußen gab es Wind und Regen, im Flugzeug war es trocken und gemütlich (auch wenn wir in Anbetracht der verbliebenen rund 120 Liter Kraftstoff in den Flügeltanks auf ein Lagerfeuer verzichtet haben), warum sollte man da aussteigen wollen? Es half alles nichts, Mama, Papa und Bea wollten raus und die Insel erkunden, also ließ sie sich auch überreden.

Sobald wir im Terminal Flughafengebäude waren, sah die Welt schon wieder ganz anders aus. Zoe konnte sich "ihren" Stempel im Airshampoo Landegutscheinheft abholen und wir einen Blick auf ich Wettervorhersage werfen: Keine wirkliche Besserung, aber immerhin auch keine Verschlechterung - so zumindest die Vorhersage. Nach Wind und Wetter - am ungemütlichsten nach dem Aussteigen - waren heiße Schokolade, Apfelsaft und Kekse im Flughafenrestaurant eine willkommene Abwechslung und ganz nebenbei konnten wir auf der Inselkarte den Weg zu Bahnhof, Leuchtturm und Strand studieren. Der Regen verzog sich langsam und wir starteten unsere Insel-Erkundungstour.

Der Bahnhof erwies sich als Enttäuschung: Wangerooge hat zwar eine Inselbahn zwischen Schiffsanleger und "Hauptbahnhof" - allerdings fährt diese anscheinend nur in Verbindung mit der Fähre zum Festland und so weit wollten wir dann doch nicht. Also blieben wir in der "Innenstadt", schauten uns den alten Leuchtturm an und erreichten schließlich den Strand am nördlichen Inselende. Eigentlich wollten wir auf die Insel um den Tag am Strand verbringen zu können, aber schon die Wettervorhersage hatte uns von diesen Plänen abgebracht, so wurde es ein schöner Tag mit Blick auf den Strand und wir konnten selbst feststellen, dass selbst bei Ebbe die Nordküste der Insel noch am Wasser liegt.

Mittlerweile war es Mittag und der Hunger meldete sich. An Restaurants mangelt es der Insel auf jeden Fall nicht und wir entschieden uns für das "Pudding" direkt über dem Strand und mit tollem Ausblick. Das Essen war lecker und auch Bea hat kräftig zugeschlagen, nur Zoe wollte partout weder etwas bestellen noch etwas probieren. Selbst schuld, aber verhungert ist sie nicht. Es gibt solche und solche Restaurants: Einige die ihren Gästen Dosenfutter vorsetzen und andere die alles frisch machen und wir sind in dieser Hinsicht ziemlich verwöhnt, weil zu Hause fast nichts aus Dose, Tüte oder Pulverchen auf den Tisch kommt, aber das "Pudding" war in jeder Hinsicht lecker und - soweit wir das beurteilen konnten - komplett selbstgemacht, nur bei Bea's Pommes und Hähnchennuggets könnte TK-Ware im Spiel gewesen sein - gestört hat sie das aber nicht.

Mama wählte ein Schnitzel mit Bratkartoffeln und Blumenkohl, ich entschied mich für Fisch mit hausgemachtem Kartoffelsalat und auch zu Bea's Nuggets gab es Gemüse. In Anbetracht des Namens hätte ich auf der Speisekarte bei den Desserts einen Pudding erwartet (aber vermutlich ohnehin nicht bestellt), diesen sucht man aber leider vergebens. Nicht weiter schlimm, denn sonst passte alles - inklusive des tollen Ausblicks über Strandpromenade und Nordsee.

Nicht so berauschend war der Blick auf die aktuellen Wetterdaten: Wangerooge veröffentlicht diese nicht, wohl aber der Militärflugplatz Wittmund - und dort (immerhin auf dem Festland und nicht über dem Meer) wurden 23 Knoten plus Böen gemeldet. Wir waren bei Start und Landung schon an die Grenzen dessen was wir versuchen wollten gegangen und obwohl alles problemlos gelaufen war hatten wir nicht vor unser Glück bei diesen - nochmal wesentlich stärkeren - Winden zu versuchen. Zu diesem Zeitpunkt lag eine ungeplante Übernachtung auf der Insel viel näher als ein Rückflug nach Hannover.

Zurück am Flughafen sah die Situation glücklicherweise schon wieder anders aus: Weniger Wind als bei der Landung am Vormittag und auch die aktuelle Wetterlage für die Rückflugstrecke sah positiv aus. Nach dem Start stiegen wir recht schnell auf eine sichere Höhe und drehten erst dann wieder Richtung Festland und Wilhelmshaven ab. Mittlerweile war Flut und damit auch das Wasser zurück.

Der Rückflug gestaltete sich nicht minder turbulent und hielt wettertechnisch noch zwei kleine Überraschungen bereit. Im Gegensatz zu Wilhelmshaven konnten wir die Hannover-ATIS bereits kurz nach unserer Rückkehr aufs Festland empfangen und diese vermeldete strahlenden Sonnenschein und fast wolkenlosen Himmel. Nicht ganz so schön war die dunkle Wolkenfront, denn diese erstreckte sich mittlerweile bis weit hinter Bremen.

Wieder zurück im Sonnenschein erwarteten uns tolle Sichtweiten: Bereits nördlich von Nienburg war der Flughafen Hannover klar und deutlich zu erkennen und wir nahmen das Angebote zum direkten Anflug (unter Umgehung der üblichen Routen) dankbar an. Im Gegenanflug war der Wind stark, aber konstant und schob uns im Langsamflug zum Anfang der Landebahn. Ein ungewöhnlicher aber keinesfalls unbeabsichtigter Flugzustand. Wie schon zuvor in Wangerooge setzten wir ohne Landeklappen und dafür etwas schneller als normal beim ersten Versuch auf.

Noch beim Aussteigen sahen wir einige weiter kleine Flieger landen, darunter auch Marie, die wir bereits am Morgen beim Abflug getroffen hatten.

 

3 Kommentare. Schreib was dazu

  1. Schade wegen Wind und Regen. Der Strand sieht wunderschön aus, und Bea und Zoe hätten bei schönerem Wetter bestimmt noch mehr Spaß gehabt.

  2. Es schien ja trotz des nicth so dollen Wetters ein schöner Ausflug gewesen zu sein! Die Bilder sind toll und es hat bestimmt was, so mal über die Nordsee zu fliegen. Obwohl ich glaube, dass ich echt ein kleiner Angsthase dabei wäre. Ich hätte mir damals beim Anflug auf Teneriffa beinah in die Hose gemacht, als der Flieger abdrehte und ich direkt auf die Wasseroberfläche schaute. Nein, Wasser ist nicht mein Element. Deswegen werde ich auch nie ne Kreuzfahrt machen.

  3. Sebastian

    Die gesetzlichen Vorgaben sind eindeutig: Solange Du ohne Motor im Segelflug Land erreichen kannst, brauchst Du keine Schwimmwesten, ansonsten sind sie vorgeschrieben, bei größeren Strecken sogar Überlebensanzüge, aber unabhängig von den Gesetzen hätte ich mit zwei Nichtschwimmer-Kindern an Bord auch nichts riskiert. Für die 7 km zwischen Festland und Insel brauchen wir normalerweise etwa 2 bis 3 Minuten, die Zeit reicht kaum zum Angst haben :-)

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