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9 Kilometer hört sich viel an, ist es aber nicht. Hier zeigt sich der Unterschied zwischen legalem und wohlfühl-Wetter.
Heute vor genau zwei Jahren wurde meine Lizenz ausgestellt, nach Deutschem Recht läuft damit genau heute meine Klassenberechtigung ab. In den letzten Monaten habe ich die notwendigen Stunden gesammelt, um diese zu verlängern und bis gestern fehlten mir noch ziemlich genau 14 Minuten.
Das Wetter war gestern eigentlich in Ordnung: Ein paar FEW's in 2.800ft. und irgendwo darüber mehrere dichtere Wolkenschichten, allerdings hing darunter ziemlich viel Luftfeuchtigkeit und reduzierte die Sicht auf 9 km. Gesetzlich vorgeschrieben für Flüge im Luftraum G sind 1,5 km Flugsicht nach vorn, in der Kontrollzone 5 km und im Luftraum E um die Kontrollzone 8 km.
Geplant war ein kleiner Rundflug um auch die letzten Minuten zusammen zu bekommen: Hannover/Langenhagen, über die A2 nach Bad Nenndorf, nach Norden zum Nienburg-VOR, östlich bis zur A7 und dann der A352 bis zum Flughafen folgen.
Bereits kurz nach dem Start wurde ich von den tatsächlichen Bedingungen überrascht: 9 km sind nicht einmal ansatzweise so viel wie man denkt. Entlang der A2 in 2.000 ft. zu fliegen wurde zu einer echten Herausforderung. Ich bin die Strecke unzählige Male mit dem Auto gefahren und so war wenigstens noch die Orientierung gegeben, andernfalls wäre ich sofort umgekehrt.
Das Steinhuder Meer war zwar problemlos zu erkennen, aber nur das östliche Ufer mit seinen Halbinseln, der Weststrand lag im Dunst. Auf dem Weg nach Nienburg spielten alle 4 Navigationsarten zusammen: Die Flugplanung gab den Kurs vor, die Landschaft unter uns bestätigte die Position auf der Karte, ein VOR NIE - Homing führte uns präzise zum Funkfeuer und GPS bestätigte all das. Da wir auf dem ganzen Flug immer knapp an der Kontrollzonengrenze waren, blieb ich auf der Frequenz von Hannover Turm, im Notfall hätten wir uns vom Lotsen jederzeit einen direkten Kurs zum Flughafen geben lassen können, eine zusätzliche Absicherung die wir glücklicherweise nicht in Anspruch nehmen mussten.
Die Luft war weitgehend ruhig, da haben wir in den letzten Wochen schon ganz anderes erlebt, aber wirklich angenehm war er nicht. Bei VFR-Piloten bleiben die Flügel intuitiv gerade, die Sicht nach draußen gibt dem Unterbewusstsein eine Referenz die einen automatisch die notwendigen minimalen Korrekturen vornehmen lässt. Autofahrer kennen das Gleiche: Unbewusst wird permanent die Richtung korrigiert, kleinste Lenkradbewegungen halten das Auto in der Spur. Gestern war das halten von Kurs, Höhe und Querneigung weit entfernt vom gewohnten Automatismus, geradeaus in Flugrichtung gab es nur weißen Dunst, an eine Horizontlinie war nichtmal zu denken. Im Ergebnis bin ich hauptsächlich nach Instrumenten geflogen - ein gutes Training und quasi Fortsetzung der Nachflugerfahrungen.
Ich habe mir auch bei diesem Flug zwischendurch die Frage gestellt ob ich ihn abbrechen sollte, auch direkt nach dem Start als ich die Sicht erstmalig wirklich einschätzen konnte und habe mich bewusst dagegen entschieden. Meine fehlenden Minuten hätte ich trotzdem voll gehabt und im Zweifelsfall hätte ich die Flugdurchführung auch nicht davon abhängig gemacht. Im Rückblick wusste ich zu jedem Zeitpunkt wo wir waren und war mehrfach selbst gegen Instrumentenausfälle abgesichert, die Entscheidung, weiterzufliegen, war also richtig.
Ich werde auch in Zukunft bei 9 km Sicht fliegen, allerdings nicht wenn ich die Wahl habe. Ich halte für mich persönlich 9 km als fliegbares Limit für vertretbar, aber wenn es um Rundflüge oder just-for-fun-Flüge geht, werde ich in Zukunft unter 15 km wohl am Boden bleiben.
1 Kommentar. Schreib was dazu-
Pilotenausbildung
24.03.2012 20:35
Antworten
Vielen Dank für den Artikel, ich bin über FlyPPL auf diese Seite gekommen ;)