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Air Magdeburg 2012

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Seit längerem hatten wir geplant, die Air Magdeburg zu besuchen, eine - zugegeben kleinere - Luftfahrtausstellung in (welch Wunder!) Magdeburg und an diesem Wochenende war es soweit.

Nach dem Frühstück ging es gleich zum Flughafen und dort zur Tankstelle um sicherheitshalber gleich genug Sprit für den Rückflug plus Reserve mitzunehmen. Doch die Tankstelle wollte nicht so recht und rückte mit einiger Überredungskunst gerade mal 0,9 Liter raus, das hätte für etwa 92,5 Sekunden Flugzeit gereicht, aber nach ein paar freundlichen Überredungsversuchen durch den Tankwart bekamen wir doch noch die restlichen 59 Liter um mehr als genug an Bord zu haben.

Über die Echo-Strecke ging es entlang der A2 Richtung Osten, hoch auf 4000 ft. und damit über die Thermik, weiter zum Hehlingen VOR HLZ bei Braunschweig und von dort zum extra für die Air Magdeburg festgelegten Meldepunkt "Nord" (überraschenderweise nördlich der Stadt). Dort sollten sich ankommende Luftfahrzeuge anmelden, aber die Frequenz war dauerbelegt. Erst als wir schon längst auf der vorgesehenen Anflugroute Magdeburg westlich umflogen, konnten wir unsere Meldung absetzen und uns kurz darauf in den Gegenanflug einreihen.

An einem unkontrollierten Platz wie Magdeburg muss jeder Pilot Positionsmeldungen absetzen, damit alle anderen wissen wo er ist. Das haben wir auch brav gemacht und viele andere auch - der Flieger der direkt vor uns gelandet ist allerdings leider nicht. Schon im Queranflug sahen wir ihn, allerdings sah es so aus als würde er auf die Grasbahn gehen und erst im Endanflug stellten wir fest, dass er direkt vor uns auf der Asphaltbahn landen wollte - geschätzte 200m vor uns.

Theoretisch hätte das gut gehen können, aber dennoch gibt es in so einem Fall nur eine Möglichkeit: Durchstarten. Vollgas, auf 1000ft Platzrundenhöhe steigen und damit jeder Kollisionsgefahr aus dem Weg gehen, eine weitere Platzrunde drehen und eine saubere Landung hinlegen. Soweit der Plan und so lief es dann auch ab. Nach der Landung Wechsel auf die eigens für die Air eingerichtete Frequenz für Rollanweisungen und schon von Weitem sahen wir die Parkeinweiser winken. Zum Turm rollen, rechts ab auf die (sehr holprige) Grasfläche und immer den Winkzeichen der grünen Warnwesten folgen.

Schon der Parkplatz glich einer Flugzeugausstellung: Viele außergewöhnliche Flugzeuge standen dort und besuchten die Air Magdeburg, darunter einige Doppeldecker, Ultraleichts, Gyrocopter und eine Cri Cri, das kleinste manntragende (also nicht ferngesteuerte) Flugzeug der Welt, gleichzeitig das kleinste Zweimotorige Flugzeug (angetrieben von zwei 2-Takt-Kettensägenmotoren mit je 15 PS).

Zum Vergleich (auch wenn wir leider kein Vergleichsfoto gemacht haben): Zoe ist etwa genau so groß wie das Höhenruder der Cri Cri. Aus meiner Sicht das Beste daran: Es ist ein "vollwertiges" Flugzeug und in Deutschland als Zweimot mit D-Gxxx Kennzeichen zugelassen obwohl es mit 70 kg Leergewicht unterhalb der meisten Ultraleichts liegt. Der Unterschied liegt in der Bewertung der Flugzeit, denn Cri Cri Flugzeit könnte ich ganz normal in mein Flugbuch schreiben, Ultraleicht-Flugzeit zählt dagegen nicht.

Leider gibt es die Cri Cri nicht zu kaufen, nur die Baupläne und neben meinen vermutlich nicht ausreichenden handwerklichen Fähigkeiten würde mir die Geduld fehlen, etwa 2000 Stunden (realistisch 6-7 Jahre!) an einem Flugzeug zu bauen.

Nachdem wir Landegebühr und Eintritt bezahlt und uns mit Sonnencreme auf den restlichen Tag vorbereitet hatten, brauchte Zoe erst mal ein Eis und wir einen Überblick. Die Air bietet von Modellflug über Segelflug, Ultraleicht bis hin zu Propellerflugzeugen alles, dazu zwei Simulatoren (einer davon allerdings ein Jahrmarkt-Modell), einige Verpflegungsmöglichkeiten und auch eine Spielmöglichkeit für Kinder. Mit einer Transall C-160, einem Bundeswehrhubschrauber und einer Antonow AN-2 waren auch ein paar fliegende Ausstellungsstücke vertreten die auch die Lizenzklassen der meisten anwesenden Piloten übersteigen.

Zu den Ausstellern gehörten auch Piper und Cirrus, die einige fabrikneue Maschinen mitgebracht hatten. So eine Cirrus SR22 mit Garmin G1000 Glascockpit (zwei Große Monitore anstatt vieler einzelner Instrumente) und Not-Fallschirm ist schon eine Klasse für sich und hat mit "unserer" Cessna 172 nicht mehr viel gemeinsam obwohl die mit gerade mal 9 Jahren auch noch ein Küken unter den Flugzeugen ist.

Überhaupt gab es auffallend viele Glascockpits unter den Ausstellungsflugzeugen, auch bei den nicht-fabrikneuen Modellen, aber leider keine Avionikausstellung. Ich hätte gerne mal ein Aspen PFD oder auch ein MovingTerrain "live" gesehen, aber für diese Hersteller war die Air Magdeburg vermutlich zu klein und uninteressant.

Seit Monaten wünscht sich meine liebe Frau einen Hubschrauberflug, da passte es wunderbar ins Programm, dass hier welche angeboten wurden und mit 35 Euro pro Person sogar zu vernünftigen Preisen, wenn auch mit recht kurzer Flugzeit. Hubschrauber haben gegenüber "Flächenflugzeugen" ein paar Nachteile, einer davon ist ihr Spritverbrauch: Mit dem Motor der uns mit vier Personen auf rund 4 km Höhe und über 200 km/h bringt (auch wenn Flugzeuge wie unseres sich nur sehr selten so hoch aufhalten), schaffen die kleinsten Hubschrauber gerade mal 2 Personen, alle anderen brauchen mehr Leistung. Eine Flugstunde mit dem 4sitzigen Rundflughubschrauber kostet etwa das Vierfache unserer Cessna 172.

Während sie sich also in die Lüfte schwang, machten Zoe und ich es uns unter der Tragfläche eines Ultraleicht-Ausstellungsflugzeugs bequem - ein Willkommener Schutz vor der brennenden Sonnen die auf dem Boden für Temperaturen jenseits der 30 Grad sorgte. Als Mama wieder da war, wechselten wir zu einer Beechcraft, einem zweimotorigem Reiseflugzeug das als Tiefdecker trotzdem noch mehr Platz unter den Tragflächen bot als der Ultraleicht-Flieger zuvor. Dort verfolgten wir dann auch die Flugschau die von fünf Fallschirmspringern eingeleitet wurde.

Diese, so versicherte der Sprecher, könne man später bei Halle 4 sprechen und anfassen, kurze Zeit später schob er den Hinweis ein, man möge vor dem Anfassen doch bitte nachfragen ob sie das überhaupt wollen, denn es sei eine Frau darunter. Wie auch immer man das jetzt interpretieren soll...

Nach den  Springern folgten einige Vorführungen echter Flugzeuge, Hubschrauber, Raritäten und einiger Profi-Modelle, die selbst bis zu 200 km/h schnell werden können. Etwa nach der Hälfte der Show gab es einen Flugunfall mit Absturz des ersten Piloten eines ortsansässigen Vereins. Aus etwa drei Meter Höhe krachte der Hubschrauber kopfüber auf den Boden und bewegte sich nicht mehr. Hilfe war schnell zur Stelle und das Wrack wurde mit schweren Schäden vor den Augen der Zuschauer geborgen, später verkündete der Sprecher, dass ein durchgebrannter Spannungsregler verantwortlich war und wünschte dem Piloten alles Gute bei der Reparatur seines Modells.

Höhepunkt der Show waren zwei Kampfflugzeuge die eine Kunstflugshow in Formation vorführten, gesteuert von Vater und Sohn. Der Vater flog dabei höher und so sahen das "echte" Flugzeug und das Modell mit etwa 1,5m Spannweite gleich groß aus - eine perfekte Täuschung des menschlichen Auges. Beide Maschinen sind absolut identisch lackiert und auch das Modell hat ein echtes Einziehfahrwerk. Auch die Landung erfolgte in Formation und schließlich rollten beide nebeneinander zurück auf ihren Ausstellungsplatz.

Nach der Show wurde die Hitze langsam immer weniger erträglich und wir machten uns auf den Heimweg, zumindest hatten wir das vor. Am Flugzeug angekommen zeigte sich die unschöne Ähnlichkeit von Flugzeug und Auto in der Sonne - beide werden unschön warm und müssen erst mit offenen Türen auskühlen bevor man sie betreten möchte. Um so mehr Zeit haben wir uns mit dem Außencheck - vor jedem Flug notwendig - Zeit gelassen und dafür um so schneller die Checklisten im Flugzeug vor dem Anlassen abgearbeitet.

Lycoming Flugzeugmotoren sind zuverlässig, aber nicht sonderlich begeistert in heißem Zustand ihren Dienst anzutreten, zumindest gilt das für unseren. Eigentlich macht sich das nur bemerkbar wenn man ihn nach dem Ausschalten recht bald wieder anlassen möchte, aber diesmal streikte er trotz der stundenlangen Abkühlzeit (zugegeben in der prallen Sonne) und sprang erst nach mehreren Versuchen an.

Jetzt - mit übergroßem Ventilator auf 1000 U/min. - wurde es gleich etwas angenehmer, allerdings lies das nächste Problem nicht lange auf sich warten. Die Abstellfläche war eine Wiese auf dem Flugplatz, allerdings - wie eingangs schon erwähnt - ziemlich uneben und so brauchte ich über 2000 U/min. um uns überhaupt von der Stelle zu bekommen. Das ist normalerweise (fast) Reisegeschwindigkeit und nur etwa 500 U/min. unter "Vollgas", auf Asphalt rollt die Maschine bei 1000 bereits wenn man nicht bremst. So konnten wir uns schließlich doch noch in die Reihe der auf den Abflug wartenden Flieger einsortieren und bald Richtung Heimat starten.

Der Wind hatte gedreht und nach dem Start auf der Landebahn 09 Richtung Osten stiegen wir im Gegenanflug bis auf 3000 ft. Über Hannover herrschten Wolken in mehreren Schichten und leichter Regen mit vereinzelten Schauern, aber ein Wolkenloch sorgte für einen tollen Lichtvorhang. Wie schon beim Abflug nutzten wir die Echo-Strecke um zurück zu kommen und bekamen die Freigabe zum Direktanflug auf die 27L, die Südbahn, sobald wir den Flughafen sehen konnten.

Normalerweise starten und landen wir immer auf der Nordbahn, denn diese liegt näher an unserem Terminal während die Südbahn genau vor den Terminals 1 bis 3 für die Linienflieger liegt, aber diesmal war gerade ein "Großer" im Anflug auf die Nordbahn und so konnte Zoe nach der Landung die wartenden Passagiermaschinen sehen, während wir über das Vorfeld zu unserer Parkposition rollten.

Eigentlich lässt sich das Wetter nach der Landung am Flugzeug ablesen: Ein sonniger Tag ist gleichbedeutend mit hunderten Insekten deren Reste sich auf Frontscheibe, Flügeln, Radverkleidungen und Streben wiederfinden und in einer gemeinsamen Putzaktion beseitigt werden müssen. Um so länger sie drauf bleiben, um so schwerer gehen sie später wieder ab und wenn bereits eine ein Millimeter dicke Eisschicht das Flugverhalten stark beeinflussen kann, sind größere Ansammlungen von Insektenleichen mit Sicherheit auch nicht förderlich.

Im Rückblick war die Air Magdeburg doch kleiner als ich sie mir vorgestellt hatte, durch die große Bandbreite angefangen bei Modell- und Ultraleichtflug gab es in der "Echo-Klasse" nicht so viel zu sehen, gerne hätte ich mir ein paar nachrüstbare Glascockpit-Komponenten angeschaut, ob wir nächstes Jahr nochmal vorbeischauen weiß ich noch nicht, vielleicht lieber die AERO (obwohl Friedrichshafen ein denkbar ungünstiger Standort ist, etwas zentraler in Deutschland dürfte es schon sein, denn so brauchen wir pro Strecke rund drei Stunden) oder die ILA (allerdings mag Berlin keine Flugzeuge unter 100 Sitzplätzen und eine halbe oder dreiviertel Stunde Busfahrt von der Landebahn zu einer Luftfahrtausstellung ist auch nicht sonderlich ansprechend). Auf jeden Fall war die Air Magdeburg 2012 ein tolles Erlebnis.

Auf ein Mitbringsel hätten wir allerdings verzichten können: Es hat sich rausgestellt dass Sonnencreme nur dort wirkt wo man sie auch aufträgt, in unserem Fall hatten wir zwar die Arme fleißig eingerieben und dort auch keine negativen Folgen der langen Sonneneinstrahlung, allerdings Gesicht und Nacken natürlich prompt vergessen. Zoe hat dank ihrer Löwenmähne noch am wenigsten ab bekommen, nur eine leichte Rötung um die Nase, aber meine Frau haben einen richtig schönen leuchtend roten Sonnenbrand abbekommen. Für das nächste Mal sind wir schlauer und in ein paar Tagen wird der Sonnenbrand bestimmt wieder dem diesen Sommer eher typischen Rost gewichen sein.

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