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10 Fakten über Flugzeuge

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Allgemeinwissen ist Wissen, dass die Allgemeinheit hat - oder? Der hessische Rundfunk hat gerade eindrucksvoll bewiesen, wie weit man dabei daneben liegen kann. Fehlinformationen und deren Verbreitung scheinen mittlerweile wichtiger zu werden als echte Fakten, den vorläufigen Höhepunkt schaffte vor nicht allzulanger Zeit Nicolai Kwasniewski vom Spiegel Online.

Genau der richtige Zeitpunkt um ein paar Fakten über Flugzeuge zu sammeln:

1. Kein Flug ohne Flugplan

Ins Auto setzen, Motor an und losfahren - ganz so einfach geht das bei Flugzeugen natürlich nicht, denn jeder Flug muß geplant und vorbereitet werden, aber dennoch: Ein paar Runden in Sichtweite des Flugplatzes lassen sich legal und unter Berücksichtigung aller Sicherheitsaspekte in weniger als 10 Minuten vorbereiten, für einen Streckenflug von A nach B reichen mit moderner Software 15 bis 30 Minuten und dann kann es losgehen. Ein Flugplan ist für die meisten Flüge weder vorgeschrieben, noch notwendig, denn die Sicherheit erhöht er nicht.

Ausnahme sind alle Flüge nach Sonnenuntergang, durch Wolken und Linienmaschinen, diese müssen einen Flugplan einreichen und diesen genehmigt bekommen.

2. Start- und Landefreigabe gibt der Tower

Ohne eine Start- oder Landefreigabe darf kein Flugzeug starten oder landen (letzteres in Notfällen natürlich trotzdem), allerdings gibt es einen echten "Tower" nur auf wenigen Verkehrsflughäfen. Dort regeln Lotsen der Deutschen Flugsicherung (DFS) den Verkehr wie ein Polizist an einer defekten Ampel.

Alle anderen Flüge - so auch die Unglücksflieger aus dem genannten Bericht des hessischen Rundfunks oder der von Herrn Kwasniewski verrissene Flug nach Egelsbach - erfolgen "unkontrolliert" und auch wenn es neben der Landebahn ein turmartiges Gebäude gibt - ein Tower ist das nicht. Der dortige "Flugleiter" gibt lediglich Informationen zum Wetter und Flugplatz weiter, kassiert Landegebühren und kann auf mögliche Gefahrensituationen hinweisen, Anweisungen darf er nicht geben.

An solchen Plätzen starten, fliegen und landen Piloten nach festgelegten Regeln, mit eigenständiger Kommunikation untereinander und - wie beim Auto - weil sie sich gegenseitig sehen.

3. Lotsen beobachten alle Flüge mit dem Radar

Linienflugzeuge und andere "Flugplanpflichtige" (siehe 1.) werden tatsächlich permanent mit Radar und anderen Techniken beobachtet und geleitet. "Mal eben" höher oder tiefer fliegen oder einfach links abbiegen ist nicht erlaubt, denn der Lotse gibt Flughöhe, Richtung und Geschwindigkeit genau vor.

Der überwiegende Teil der Flugzeuge befindet sich zwar auch in Reichweite des Radars und wird den Lotsen auch angezeigt, allerdings werden diese weder aktiv beobachtet noch vom Lotsen zu ihrem Ziel geleitet. Sie fliegen wie die Autos auf einer Autobahn selbstständig zu ihrem Ziel und wenn ihnen danach ist, legen sie eine Zwischenlandung ein um einen Kaffee zu trinken. Dafür gibt es für Autos allerdings mehr Gelegenheiten als für Flugzeuge.

4. Alle Flugzeuge fliegen mit Kerosin

Fast alle Propellerflugzeuge haben "ganz normale" Kolbenmotoren, ziemlich genau so wie Automotoren. Werden diese mit Kerosin betankt, passiert das gleiche wie bei einem "Benziner" der Diesel bekommt, viel lieber haben sie "Avgas 100LL" - Super Plus mit 100 Oktan ohne Additive und mit wesentlich schärferen Qualitätsvorschriften als Autobenzin. Ein Automotor dürfte Avgas recht problemlos vertragen (im Gegensatz zum Katalysator, aber das ist ein anderes Thema), bei (derzeit) über 3 Euro pro Liter lohnt sich der Umstieg allerdings nicht wirklich.

Einige Flugzeuge können auch schon mit "Mogas" fliegen, das weitgehend dem normalen Superbenzin entspricht, aber das häufig als "Kerosin" bezeichnete "Jet A1" vertragen meist nur Turbinen- bzw. "Düsen-"Flugzeuge.

5. Rückwind für Start und Landung

Flugzeuge beschleunigen beim Start auf die notwendige Geschwindigkeit, da wäre Rückenwind doch ganz praktisch, oder? Die Theorie stimmt auch, allerdings zählt nicht die Geschwindigkeit am Boden sondern die in der Luft - und dann hilft Gegenwind dabei, mit weniger Strecke die notwendige Geschwindigkeit zu erreichen, deswegen starten und landen Flugzeuge immer gegen den Wind. Theoretisch könnte ein Flugzeug dabei sogar über dem Boden auf der Stelle schweben, allerdings müsste der Wind dazu schon sehr extreme Sturmstärken erreichen - und bei diesen Bedingungen wären Start oder Landung viel zu gefährlich.

6. Flieg nicht zu schnell...

Ein gut gemeinter Rat für Autofahrer, im Flugzeug allerdings fehl am Platz, denn auch wenn jedes Flugzeug seine zulässige Maximalgeschwindigkeit hat - unterhalb dieser ist es um so sicherer, je schneller es fliegt.

Der Auftrieb, durch den ein Flugzeug in der Luft gehalten wird, entsteht durch Luft die schnell über die Tragflächen strömt, um so schneller sich die Luft bewegt, um so mehr Auftrieb wird erzeugt - und um so sicherer ist der Flug. Ein langsames Flugzeug unterschreitet irgendwann seine Mindestgeschwindigkeit - und dann reicht der Auftrieb nicht mehr aus um das Gewicht des Fliegers in der Luft zu halten.

7. ...und nicht zu hoch.

Fällt ein Auto (oder ein Mensch) von einer Brücke, reichen schon ein paar Meter Höhe um den Krankenwagen gegen einen schwarzen Kombi zu tauschen und genauso geht es einem Flugzeug. Bei einer Flughöhe von 100 Metern (die Mindesthöhe in der Nähe von Flugplätzen liegt etwa beim Dreifachen) wäre ein Absturz genau so tödlich wie aus 10 Kilometer Höhe, allerdings hat ein herunterfallendes Flugzeug noch nie jemanden verletzt oder getötet - erst der Aufprall auf dem Boden hat unerwünschte Nebenwirkungen.

Um so höher ein Flugzeug fliegt, um so länger dauert der Weg nach unten - und um so mehr Zeit hat der Pilot um Gegenmaßnahme zu ergreifen.

8. Flugzeuge fallen vom Himmel

Wenn ein Flugzeug sich tatsächlich zu einer unfreiwilligen Landung entschließt, dann passiert das nur äußerst selten auf geradem Weg nach unten. Alle kürzlich gebauten Flugzeuge (etwa seit dem zweiten Weltkrieg) sind so gebaut dass sich die Nase beim Fall automatisch nach unten richtet, damit vergrößert sich allerdings auch wieder die Geschwindigkeit der Luft über den Flügeln und dann sind wir wieder bei 6. - um so schneller, um so sicherer. Sobald die Mindestgeschwindigkeit wieder überschritten wird, fliegt das Flugzeug als sei nie etwas gewesen.

Die Zahl der Flugunfälle nimmt immer weiter ab und schon seit Jahren ist Fliegen die sicherste Fortbewegungsmethode. Auf etwa eine Million Starts von Verkehrsflugzeugen kommt nur eine Störung und selbst davon sind die meisten unkritisch und von den Passagieren unbemerkt.

9. Vor der Landung wird Treibstoff abgelassen

Selbstverständlich versprüht jedes Flugzeug seinen restlichen Tankinhalt vor der Landung, erlaubt ist das aber nur über bewohnten Gebieten. Ohne Treibstoff stellt sich gar nicht die Frage, ob man im Zweifelsfall Vollgas geben, Durchstarten und noch 'ne Runde drehen soll wenn die Situation es erfordert und in die dann leeren Tanks passt vor dem nächsten Start mehr Treibstoff.

Mal im Ernst, wer glaubt im Ernst das Fluggesellschaften ein paar tausend Litern Sprit bei einem Preis, der jedem Autofahrer endgültige Tränen in die Augen treiben würde, diesen noch in die Umwelt kippen würden? Ja genau, jeder der sicherheitshalber den Tankinhalt in den Gulli kippt bevor er das Auto in die Garage schiebt.

Übrigens muss am Zielflughafen auch bei ungünstigen Wetterbedingungen immer noch genug im Tank sein um einen anderen Flughafen zu erreichen und dort noch mindestens eine halbe Stunde  Warteschleifen zu fliegen.

10. Der Autopilot macht heute alles alleine

Wofür brauchen wir überhaupt noch Piloten? Einfach einen Knopf gedrückt und schon passiert der Rest von alleine.

Autopiloten können zwar mittlerweile vieles und (sehr) theoretisch könnten sie auch einen Flug alleine durchführen, allerdings würden sie stumpf der Route folgen, Anweisungen von Fluglotsen könnten sie ebenso nicht berücksichtigen wie andere Flugzeuge oder die Wetterbedingungen.

In der Praxis fliegt ein Flugzeug mit Autopilot nur von Wegpunkt zu Wegpunkt, der Pilot gibt Höhe und Flugrichtung zum nächsten Wegpunkt vor und kontrolliert diese laufend. In Gefahrensituationen muss er jederzeit sofort wieder die Kontrolle übernehmen können.

Ganz nebenbei: Pilot ("Kapitän") und Copilot sind bei Linienflügen identisch ausgebildet und übernehmen abwechselnd alle Aufgaben im Cockpit, der Kapitän hat meist nur mehr Flugerfahrung. Fliegen zwei Piloten im Rang eines Kapitäns gemeinsam, entscheidet nur der Dienstplan, wer auf dem "linken Sitz" (dem Pilotensitz) Platz nehmen darf.

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