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Doppelt gezahlt hält besser

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Man stelle sich einen Laden vor, in dem einer die Tageseinnahmen kassiert und ein anderer die Ware einkaufen muss - beide natürlich mit ihrem eigenen Konto. Lange würde das nicht gutgehen und trotzdem ist es in einem anderen Bereich gängige Praxis: Dort werden die Einnahmen fast vollständig abgezweigt und die Kosten anderen überlassen.

Wenn ich am nächsten Wochenende zur Tankstelle rolle und dort bis zu 200 Liter teuren Treibstoff in die Tanks laufen lasse, dann fließen 73,1 Cent pro Liter Energiesteuer in den Deutschen Steuersäckel (von den 44 Cent Mehrwertsteuer die zusätzlich anfallen gar nicht zu reden). Für eine 200 Liter Tankfüllung fallen also insgesamt 234,52 Euro Steuern an. Richtig so, denn schließlich nutze ich auch den Flughafen, den Deutschen Wetterdienst und die Deutsche Flugsicherung, warum also nicht dafür Geld bezahlen?

Leider trügt das Bild ganz gewaltig, denn ich bezahlt keineswegs die genannten Infrastrukturunternehmen mit diesen Steuern. Der Wetterzugang kostet rund 80 Euro pro Jahr, die DFS kassiert Flugsicherungsgebühren und der Flughafen Landegebühren (und allerlei weitere Entgelte).

Besonders dramatisch sieht es allerdings bei kleineren Flugplätzen aus, denn diese haben in der Regel keine Chance, all ihre (durch staatliche und neuerdings vor allem europäische Regelungen auferlegte) Kosten auch nur halbwegs zu decken. Entweder steht ein örtlicher Verein als Betreiber für die Verluste gerade - natürlich ohne die notwendigen Rücklagen für langfristige vorgeschrieben Sanierungen bilden zu können - oder die Kommunen, nach geltendem deutschen Recht für die Flugplätze verantwortlich, müssen einspringen.

Damit schließt sich der Kreis, so sollte man zumindest annehmen, denn hier fließen Kosten und Steuereinnahmen zusammen, allerdings ist dies nur zu 0,6 % richtig, denn so viel bekommen die Kommunen vom Steuerkuchen ab. Von den oben genannte 234,52 Euro gehen nur rund 14 Euro an die Stadt- oder Gemeindekasse, der Kosten und Verantwortung aufgedrückt wurden. Die Folge habe ich oben schon beschrieben: Jeder Start in Hannover kostet mich rund 12 Euro Flugsicherungsgebühren und eine Landung in Deutschland meist zwischen 8 und 20 Euro Landeentgelt (auf deutschen Flughäfen die sich größer als New York, LA oder Miami International fühlen sind es auch gerne mal jenseits der 500 Euro, aber das ist eine andere Geschichte).

Die Folgen betreffen uns alle, denn die Städte und Gemeinden müssen nicht nur ein paar Euro für ihren Flugplatz aufwenden, sondern ganz nebenbei auch noch Sozialleistungen und Kindergärten finanzieren und derzeit auch neu bauen. Würden zumindest die Energiesteuern auf Flugbenzin - ähnlich wie bei Autos - zweckgebunden verwendet, dann könnten die Flugplätze nicht nur ihre Betriebskosten decken, investieren (was normalerweise ortsansässigen Unternehmen zugute kommt) und lärmschonende ILS-Anflugverfahren einrichten (die ganz nebenbei noch die Sicherheit erhöhen können), sondern es würde mit Sicherheit noch genug übrig bleiben um über die Gemeindekasse das Spielzeugbudget im Kindergarten aufzustocken und die Schulen bei der Anschaffung neuer Computer zu unterstützen - von echter Jugendarbeit die Jugendliche Verantwortung im Cockpit als Alternative zu Straßenkriminalität anbieten könnte ganz zu schweigen.

Ganz nebenbei führen Flugplätze nachweislich zu einer wirtschaftlichen Belebung der Region. Alles in der Luftfahrt ausgegebene Geld erzeugt das 1,52fache an zusätzlicher "ökonomischer Aktivität" im Umland, jeder Arbeitsplatz auf dem Flugplatz erzeugt oder erhält drei Arbeitsplätze in der Branche der Flugplatzbesucher (nicht in der Luftfahrt), ein Flugplatz zieht sogar nachweislich neue Investitionen im Flugplatzumfeld an und jeder Besucher gibt im Schnitt zusätzlich zum am Flugplatz generierten Umsatz nochmal 70 $ in der Region aus.

Moment mal... $? Nachweislich? Ja, nachweislich, aber leider nur in den USA, denn in Deutschland fehlen entsprechende Zahlen, denn es gibt keine entsprechenden Studien. In den USA sieht die Rechnung ganz einfach aus: Durch staatliche Infrastrukturinvestitionen der Regierung von 1,1 Milliarden US-$ pro Jahr werden 76,5 Milliarden Wirtschaftsleistung generiert - und das jedes Jahr und nur durch die allgemeine Luftfahrt, Linienflüge oder Charter-Urlaubsflieger sind dabei noch gar nicht berücksichtigt.

In Deutschland hätten wir mit derartigen Studien ein echtes Problem, denn den vorgeschobenen Ausreden zur Flugplatzschließung wie beispielsweise in Bremerhaven oder Lüneburg würde mit echtem, belastbarem Zahlenmaterial schnell die Grundlage entzogen. Aber Bremerhaven kann sich mit seiner führenden Arbeitslosenquote den Wegfall von Steuereinnahmen, Wirtschaftsleistung und weiteren Arbeitsplätzen anscheinend gut leisten. Für das Rathaus ist es bestimmt ein spannendes Experiment, vielleicht läuft sogar eine Wette wie hoch man die Arbeitslosenquote treiben kann.

Sicherlich gibt es größere Probleme als "die paar Flieger", die ganz nebenbei auch kranken Kindern zur Behandlung verhelfen (was aber sowieso nichts bringt, denn die sterben trotzdem, so mag mancher argumentieren) oder auch die Charterfirmen, die lebenswichtige Organe zwischen Spender und Empfänger transportieren (und dabei auch auf die kleinen Flugplätze angewiesen sind, aber anscheinend gibt es keine Bremerhavener, Kieler oder Lüneburger auf den Wartelisten) oder Privatpersonen, die einfach nur ihr schwer verdientes Geld in ein Hobby investieren, das ganz nebenbei Arbeitsplätze sichert.

Dabei sind die durchschnittlichen Privatpiloten gar keine Millionäre denen die paar Extra-Euro nicht wehtun, die überwiegende Zahl hat ein ganz normales Einkommen und kann auch nicht mehr in ihr Hobby investieren als Viele andere - steigende Kosten führen dann automatisch zu weniger Flugstunden und damit weniger Erfahrung.

Notwendig ist ein Umdenken der Politik, insbesondere der Bundespolitik. Dabei sollen gar keine 12 Milliarden (oder mehr) wie gerade in Berlin in einen Flughafen investiert werden, der eigentlich gar nicht notwendig und gewünscht ist (dafür müssen auch noch die voll funktionsfähigen und beliebten Standorte Tempelhof und Tegel geschlossen werden), es müsste nur ein kleiner Teil der durch die allgemeine Luftfahrt bezahlten Steuern auch tatsächlich für die Luftfahrt eingesetzt werden.

Frankreich hat diesbezüglich bereits dazugelernt seit dem dort bekannt wurde, dass Flugzeuge keine öffentlichen Straßen benutzen.

Hilfe!!!

Geld wird bereits genug bezahlt, daran liegt es also nicht. Die Kommunal- und Bundespolitiker müssen für das Thema sensibilisiert werden. Das betrifft nicht nur Piloten und direkte Flugplatznutzer sondern jeden einzelnen, denn jeder ist auf funktionierende Gemeindefinanzen angewiesen.

Sehr hilfreich wären auch Studien, die sich mit den tatsächlichen wirtschaftlichen Effekten deutscher Flugplätze auseinandersetzen. Wie viel Steuern zahlen Flugplatznutzer, Betreibergesellschaft und ansässige Unternehmen, wie viele Arbeitsplätze schaffen sie und wie viel Umsatz bringen sie anderen Unternehmen in der Region (die damit auch wieder Arbeitsplätze bezahlen). Wie viel Geld gibt ein durchschnittlicher per Flugzeug anreisender Besucher abseits vom Flugplatz aus?

Derartige Studien existieren in Deutschland derzeit (fast) gar nicht, die Auswahl ist nahezu unbegrenzt.

Bitte teile diesen Post via Facebook, auf Deinem Blog, offline oder wo auch immer Du willst. Viele Flugplätze eignen sich sehr gut für einen Ausflug, dort kann man die startenden und landenden Flugzeuge beobachten, mit den Piloten ins Gespräch kommen und bei Interesse auch fliegen lernen (das geht natürlich nicht an einem Vormittag).

Quellen: Wie verlinkt und "Kostenfalle Flugplatz" von Dr.-Ing. Klaus-Jürgen Schwahn"Privatisierungsfalle Flugplatz" von Prof. Dr. Ulrich Desel, weitere Vorträge

 

 

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