Dieser Post wurde aus meiner alten WordPress-Installation importiert. Sollte es Darstellungsprobleme, falsche Links oder fehlende Bilder geben, bitte einfach hier einen Kommentar hinterlassen. Danke.
Unser Leben hat sich geändert und die Geschwindigkeit nimmt eher noch zu: "Entschleunigen" ist sogar mittlerweile ein Wort, aber darum soll es hier gar nicht gehen. Früher war die Welt noch größer, aber das Internet macht sie kleiner und kleiner.
Früher war "Zuhause" der absolute Lebensmittelpunkt und - so fühlt es sich für mich zumindest an - ein Ort der Konstanten, der Stabilität, Jahrzehnte lang waren nicht zu Fuß, mit dem Fahrrad oder Auto kurzfristig erreichbare Freunde mindestens einen Brief - also zwei bis drei Werktage - weit entfernt. Eine Telefonminute kostete mehr als eine Briefmarke und telefonieren konnte man nur "Zuhause" oder in einer Telefonzelle (für die junge Generation: Das ist war kein Raum im Gefängnis in dem Handys erlaubt sind, sondern ein regengeschütztes Telefon am Straßenrand).
Dann kam das Internet und erst die Handy und dann die Smartphone-Revolution und heute sind meine Freunde über ganz Deutschland und die Welt verteilt. Mit Facebook hat das Wort "Freund" eine ganz neue Dimension bekommen und bei so einigen meiner Facebook-Freunde (mit denen der direkte Kontakt nicht über Facebook-Geburtstagswünsche hinausgeht die man nur verschickt weil Facebook einen daran erinnert) weiß ich noch nicht mal in welchem Land sie wohnen. "Zuhause" ist mittlerweile überall, zumindest dort wo es entweder UMTS, HSDPA, LTE oder eine andere mobile Abkürzung gibt - oder eben dort, wo man den WLAN-Key kennt.
Selbst mein "Büro" ist nicht mehr stationär, eigentlich könnte ich überall auf der Welt arbeiten solange ausreichend Bandbreite für VPN und VoIP zur Verfügung steht und ein paar Mal im Jahr ändert sich der Standort meines Büros tatsächlich. Meist bewegt es sich zunächst mit rund 300 km/h gen Süden - wobei im ICE bedingt durch die schlechte Internetversorgung nur eingeschränktes Onlinearbeiten möglich ist, aber das wird sich bestimmt auch noch ändern - und ist dann mal eben so in einer anderen Stadt.
Jetzt bin ich mal wieder total vom Thema abgekommen, denn eigentlich eigentlich wurde nach dem wichtigsten Ort der Welt gefragt. Das ist für mich nicht etwa die digitale Welt, sondern eigentlich der Ort an dem meine Familie ist, also nicht etwa ein fester Platz sondern eher die Nähe zu denen, die einem wichtig sind, auch wenn das bei Bea natürlich schwieriger geworden ist... ich komme wieder vom Thema ab.
Vermutlich meinte der Sparfuchs bei der Aufgabenstellung seiner Blogparade aber eher einen greifbaren und keinen emotionalen Ort - und da musste ich tatsächlich ein bisschen nachdenken. Viele andere haben einfach "Zuhause" geschrieben, aber das ist für mich - wie schon geschrieben - in den letzten Jahren weniger greifbar geworden und so habe ich mich schließlich für einen kleinen, 327121 km² großen Flecken entschieden: Den deutschen Luftraum.
Ich arbeite gerne und viel (und das schon so lange dass die Zahl derjenigen die behaupten ich würde zu viel arbeiten schon wieder abnimmt) und habe mit dem Fliegen einen tollen Ausgleich gefunden, der fast gar nichts mit meiner Arbeit zu tun hat und - was noch wichtiger ist - den ich mit meiner Familie teilen kann. So ein Flug ist anstrengend, aber unglaublich schön und lässt sich nicht mit Worten beschreiben (und schon gar nicht mit dem Bullauge eines Linienfliegers vergleichen). In der Luft vergeht die die Zeit anders, manchmal langsamer und manchmal schneller als am Boden, aber auf jeden Fall entspannter und ruhiger.
Gefragt wurde nach dem wichtigsten Ort und ich denke dass ich den richtigen gewählt habe. Wer einmal diese Freiheit genossen und selbst das Steuer eines Flugzeuges in der Hand hatte, versteht vermutlich was ich meine. Einige Zeit konnten wir nicht fliegen und - vor allem am Anfang - war es grausam. Nicht unbedingt das Fernweh, sondern eher das Luftweh machte sich immer stärker bemerkbar: Der unbändige Wunsch wieder dorthin zurück zu kehren, an den Ort wo alle Sorgen tatsächlich am Boden bleiben, weil sich das Erlebnis jedes Mal wieder mit solcher Macht aufdrängt, dass negative Gedanken keine Chance haben.
Wenn wir gemeinsam unterwegs sind, entstehen meist mehr Fotos vom Hin- und Rückflug als dazwischen am Boden. Das ist keine Absicht, sondern passiert eben einfach so, denn - um noch einen Spruch unterzubringen - der Weg ist das Ziel. Wer es selbst einmal ausprobieren möchte: Überall in Deutschland kann man einsteigen und sich in die Lüfte schwingen, entweder vom Pilotensitz als "Schnupperstunde" (Vorsicht, kann zu akutem Luftweh führen das sich schnell zur eigenen Pilotenlizenz entwickeln kann) oder als Gast auf einem Rundflug. Wer es nicht ausprobiert... selber schuld.
11 Kommentare. Schreib was dazu-
Janett
31.08.2012 23:48
Antworten
-
Sebastian Willing
1.09.2012 10:16
Antworten
-
Sebastian Willing
1.09.2012 10:16
Antworten
-
Marc
1.09.2012 12:05
Antworten
-
Sebastian Willing
1.09.2012 12:16
Antworten
-
Sebastian Willing
1.09.2012 12:16
Antworten
-
Viv
3.09.2012 23:27
Antworten
-
Sebastian Willing
3.09.2012 23:39
Antworten
-
Sebastian Willing
3.09.2012 23:39
Antworten
-
Sebastian Willing
19.10.2012 14:46
Antworten
-
Sebastian Willing
19.10.2012 14:46
Antworten
Ich stell mir Luftweh so vor, wie ich Fernweh habe. Die Welt, der Luftraum hat so viel zu bieten, das man sich überall zuhause fühlen kann, wenn nur die passenden Menschen oder das passende Gefühl an der Stelle ist. Toller Beitrag !!
[Imported from blog]
[Imported from blog]
Hey, Glückwunsch zur besten Überschrift des Monats, wenn nicht des Jahres :-) Genial!
[Imported from blog]
[Imported from blog]
Ich schließe mich Marc an - die Überschrift ist der Kracher! Aber auch der ganze restliche Artikel. Schön geschrieben und plausibel erklärt. Jetzt habe ich direkt Lust auf den Pilotensitz - na toll ;)
[Imported from blog]
[Imported from blog]
[Imported from blog]
[Imported from blog]