Frisch gepresst

Nach dem - zugegeben größtenteils schon prophylaktisch vorgeschriebenem - Post von vorgestern mit dem viel zu leichten Namensrätsel bin ich noch einen echten Geburtspost schuldig. Wirklich damit gerechnet hatten wir erst nächste Woche, aber (fast) alles war schon vorbereitet.

Mein Tag begann - wie jeder Arbeitstag - um kurz vor sieben mit dem Wecker. Die Mädels haben - wie in den Ferien üblich - noch weiter geschlafen. Irgendwann tauchte erst die eine - Zö - und dann die andere - Kugelchen - auf. So etwa gegen halb 9 saßen wir im Büro und ich hörte von links ein konzentriertes Ausatmen.

Am Nachmittag davor waren wir schon einmal im Krankenhaus, nach einem kleinen Fehlalarm ohne Wehen und mit insgesamt vollkommen normalem Befund. Da gab es noch keine Anzeichen, dass nicht zumindest der August erreichbar wäre.

Die angehende Mama wollte die Zeichen noch nicht so recht wahr haben, aber Zö ließ sich recht unproblematisch und ohne Diskussionen zum Anziehen schicken. Normalerweise möchte sie dafür eher regelmäßige Nachfragen haben.

Das verräterische Atmen und der gequälte Gesichtsausdruck ließen zumindest die Vermutung zu, dass es nicht mehr sehr lange dauern könnte - und das am frühen Morgen, die beiden Schwestern waren Nachtschlüpfer. Zwischendurch blieb aber genug Zeit fürs Anziehen und sogar noch ein kleines Frühstück.

Als die Wehen alle fünf Minuten kamen, hatte ich Kugelchen endlich überzeugt, doch mal prophylaktisch ins Krankenhaus zu fahren. Also alles notwendige und ein paar andere Sachen schnell ins Auto geworfen und los ging es. Keine fünf Minuten später waren wir da - und die Wehen bei drei Minuten angekommen, das war um halb zehn.

Wie schon bei Zoe damals zeigte das CTG... nichts. Keine Wehen. Der Baby-Herzschlag setzte immer mal wieder aus, was aber weniger am Baby selbst, sonder mehr an den empfindlichen CTG-Sensoren lag, die immer wieder verrutschten oder einfach nichts mehr registrierten. Kugelchen merkte die Wehen, aber die Abstände wurden zwischendurch auch wieder länger und die Wehen schwächer.

Nach einer etwa einer Stunde CTG - in der Zoe zwischen Aufregung und Langeweile pendelte - ging es zur Untersuchung und fünf Zentimeter Muttermundöffnung deuteten ziemlich klar darauf hin, dass es kein Fehlalarm werden und damit Zeit für Zoes Abschied würde. CTG ist spannend, Babybauch kuscheln auch, aber eine Geburt live zu erleben, ist für eine sechsjährige nicht unbedingt das beste Vormittagsprogramm.

Schweren Herzens ließ sie sich von Oma abholen und wir wechselten in den Kreissaal - wo es dann schon acht Zentimeter waren. Das CTG zeigte zwar immer noch keine Wehen, Mama aber um so mehr und kurz vor 11:00 wurde es ernst, aber nicht sehr lange. Drei oder vier Pressewehen dauerte es, bis aus der Babykugel eine leere Hülle gewordern und Robyn Alexander auf der Welt war.

11:25 Uhr, 3110g, 49cm (wobei die Hebammenschülerin beim Messen großzügig war, es könnten also auch 50cm sein).

Danach war erstmal Kuscheln und Lernen angesagt. Kuscheln für uns und Lernen für die Hebammenschülerin, Justine, für die Robyn die zweite Geburt war. Sie durfte danach erstmal nachschlagen, welche Art der Plazentaablösung und der wievielte Grad des Dammrisses sie gerade gesehen hatte. Dinge, über die sich normalsterbliche normalerweise besser keine Gedanken machen.

Als Mama verarztet und war, habe ich dann endlich Zoe erlöst und dazu geholt. Sie saß den Rest des Nachmittags im Familienzimmer und wollte ihren Robyn nicht mehr her geben, bis die nun mal leider fest gebuchte Ferienpassaktion anstand.

Heute war das Bild ähnlich: Nach (für ihre Verhältnisse ziemlich langem) Ausschlafen haben wir gefrühstückt, ein paar Mails beantwortet und sind ins Krankenhaus gefahren. Essen durfte ihr kleiner Bruder bei Mama - nachdem er nach der Geburt und gestern morgen so gar keine Lust darauf hatte - aber sonst wollte sie ihn halten und mit ihm kuscheln.