Zwei Tage nach Bea's Auszug, am 27.5.2012, bekamen wir einen neuen Mitbewohner. Flauschig weich und niedlich klein war er - oder sie? - damals noch und ist seit dem kräftig gewachsen. Doch nach 1078 Tagen ist er wieder ausgezogen.
Zoe's Opa züchtet Hasen, allerdings weniger zum streicheln, sondern eher für die Tiefkühltruhe. Die Geschwister von Zoe's Hasi sind längst dort hin und später weiter in den Kochtopf (oder Backofen) umgezogen. Zoe hat ihrem Hasi also damals das Leben gerettet.
Doch wie das so bei Haustieren und Kindern ist, verlieren die einen früher oder später das Interesse an den anderen. Schon länger war das tägliche füttern selten ohne Diskussion möglich, weil Zoe keine Lust mehr hatte.
Am 10. Mai - einem Sonntag - haben wir ihn morgens noch gefüttert, waren den halben Tag unterwegs und bei der Abendfütterung war der Käfig auf einmal leer.
Ausgebüxt ist Hasi auch früher schon, hat unter der Schaukel gebuddelt oder in den Blumenbeeten, aber meist saß er irgendwo auf dem Rasen und hat sich selbigen schmecken lassen. Am liebsten gelbe Löwenzahnblüten, da standen dann nur noch die grünen Stengel rum. Entweder haben wir ihn dann erfolgreich eingefangen oder er ist freiwillig zurück in den Käfig geflüchtet. Klar, dort ist man als armer Hase auch vor Zoe's und anderen Menschen sicher. Wirklich weggehoppelt ist er noch nie.
Eigentlich sollte er auch bald einen neuen, viel größeren Käfig bekommen: Fast zwei Quadratmeter Grundfläche, zwei Ebenen und dazu nochmal die gleiche Grundfläche als "Garten" mit Rasen und Platz zum buddeln. Der Plan ist schon fertig, das Material bestellt, aber das brauchen wir jetzt wohl nicht mehr.
Natürlich ging gleich eine Suchmeldung an unsere lokale Facebook-Gruppe, sogar der Burgwedeler Ingress Hangout wurde aktiviert.
Am nächsten Morgen hat Zoe ein Vermisst-Plakat in der Schule aufgehängt und ihre Klasse informiert - immerhin wohnen zwei Mitschüler in unmittelbarer Nachbarschaft und einige weitere durchaus auch noch in Hoppelentfernung. Nach der Schule ist sie los gezogen und hat bei allen Nachbarn und umliegenden Grundstücken Flyer in die Briefkästen geworfen, noch vor den Hausaufgaben - Hasi war wichtiger.
Einen Tag später stand in der Schule ein Diktat an. Einer der Sätze war - wie passend - "der süße Hase". Zoe hat es trotzdem geschafft (wenn auch mit zwei Schusselfehlern).
Jetzt, knapp anderhalb Wochen später, steht der Käfig immer noch leer. Wir haben ihn offen gelassen, damit Hasi, falls er wieder nach Hause kommen sollte, wieder einziehen kann. Selbst das Futter, das wir am Sonntag in den leeren Käfig gelegt hatten, liegt noch drin. Nur ab und zu bedienen sich ein paar Vögel daran, ansonsten ist es unangetastet.
Verwunderlich ist, dass das Käfiggitter anscheinend von außen nach innen gebogen wurde. Eigentlich war es bisher immer wiederstandsfähig genug. Ebenfalls komisch ist, dass wir keinerlei Buddelspuren gefunden haben. Nicht an der Lieblingsstelle unter der Schaukel, im Gemüsegarten, Rasen oder den Blumenbeeten.
Aber ein tierischer Räuber verschafft sich normalerweise nicht mit solcher Gewalt Zugang zu einem Käfig und hätte Hasi wohl auch nicht kampflos mitnehmen könne, doch Blutspuren haben wir auch nicht gefunden.
Es wird wohl für immer ein Mysterium bleiben, wohin das kuschelig weiche Streicheltierchen entschwunden ist. Theoretisch könnte er noch ganz in der Nähe sein - die meisten der umliegenden Gärten sind ziemlich dicht bepflanzt. Wenn er sich dort verstecken und einfach keine Zaunlücke für die Rückkehr finden sollte, bleibt wenigstens noch die Gewissheit, dass er problemlos überleben wird, auch im Winter. Trotzdem tut es weh, den leeren Käfig zu sehen.
5 Kommentare. Schreib was dazu-
Justine Wynne Gacy
19.05.2015 21:30
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Sonny
22.05.2015 21:17
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Sebastian
22.05.2015 21:31
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Sonnyhttp://www.sonnysblog.de
22.05.2015 21:37
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Sebastian
22.05.2015 21:42
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Armes Hasi ...
Ich drücke die Daumen, dass Hasi wieder zurück finden wird! Ich halte auch immer brav bei meinem Pferd Ausschau, aber da laufen so viele Hund ohne Leine rum - obwohl ja Leinenpflicht ist - dass es gut sein könnte, dass Hasi sich im Wäldchen versteckt hat. Oder meinst Du, dass er nicht bis zur Kiese gekommen sein könnte?
Eigentlich sollen Hasen eher gebietstreu sein. Sicherlich hätte er in der Zwischenzeit kein Problem gehabt, bis ans andere Ende des Dorfes zu kommen, aber selbst wenn er da ist, wirst Du ihn wohl kaum zu Gesicht bekommen. Ich tippe eher auf ein neues Zuhause in der Umgebung. Wer weiß, vielleicht sitzt er zum Wintereinbruch wieder in unserem Garten, wenn das Futterangebot draußen weniger wird.
Okay. Ich kenne mich mit Hasen nicht so gut aus, daher die Idee ;)
Sollte er mir aber auffallen melde ich mich selbstverständlich.
Ich drücke weiterhin die Daumen!
Danke!