Dieser Post wurde aus meiner alten WordPress-Installation importiert. Sollte es Darstellungsprobleme, falsche Links oder fehlende Bilder geben, bitte einfach hier einen Kommentar hinterlassen. Danke.
Die Entscheidung selbst war schon schwer genug, wer allerding glaubt, die deutschen Behörden würden einem helfen, ist auf dem Holzweg.
Eine stationäre Pflegestelle ist - vorsichtig gesagt - nicht ganz billig. "Privat nicht finanzierbar" trifft es vermutlich eher, aber für diese Fälle gibt es eigentlich Jugendamt, Behindertenhilfe und den so genannten sozialen Dienst.
Alleine schon die Kontaktaufnahme gestaltete sich unerwartet schwierig, denn die zuständigen Stellen für die Region Hannover sind online nicht auffindbar, komischerweise ganz im Gegensatz zu denen der Stadt Hannover.
Wie viele Stellen wir durchtelefonieren mussten, wie oft wir Bea's Geschichte erzählen mussten, wie oft wir meinten und dafür rechtfertigen zu müssen und wie oft es uns innerlich zwischen Kopf- und Herzentscheidung fast zerrissen hat - ich habe aufgehört zu zählen.
Nachdem die richtige Stelle endlich gefunden war, kam die Ernüchterung: Im besten Fall dauert die Prüfung drei Wochen, es können aber auch 6 Monate oder mehr werden. Bea's Platz wird zum Ende des Monats frei, ein paar Wochen Vorbereitung braucht die Gruppe aber es würde mich wirklich wundern wenn sie es sich leisten könnten den Platz ein halbes Jahr unbesetzt zu lassen.
Für den Kindergartenplatz, die Pflegestufe, den Schulbesuch, den Behindertenausweis, nochmal die Pflegestufe, jedes einzelne Mal geht der Prüfungswahnsinn wieder von vorne los. Warum können die Behörden nicht einfach einmal die Daten erfassen und bei jedem Mal nur noch die Differenzen zur letzten Prüfung abfragen?
Ich bekomme immer mehr den Eindruck, dass Datenschützer unbedingt alles künstlich verkomplizieren und theoretisch mögliche Missbrauchsfälle konstruieren - nur um ihre Daseinsberechtigung zu beweisen. Ich wäre nicht unbedingt begeistert, Bea's komplette Krankenakte im Internet wiederzufinden, aber meinetwegen kann jeder Arzt, jeder Therapeut und jede Behörde, die annähernd etwas mit ihr zu tun hat, die Daten einsehen. Aber an statt eines zentralen Netzwerkes dürfen wir jedem einzelnen Bericht hinterher rennen, alles selbst erfassen, scannen und allen weiterschicken für die es von Bedeutung sein könnte. Mittlerweile bekommt jeder neue Arzt erst einmal eine CD voll Krankengeschichte und nicht wenige sind dankbar über das gesparte Papier.
Nicht Jeder möchte so offen mit seinen Patientendaten umgehen und wenn es um die eigenen Daten geht, verstehe und respektiere ich das natürlich auch vollkommen, aber pauschal allen Betroffenen die Möglichkeit einer Erleichterung und vielleicht sogar besserer Heilungschancen zu verbauen, nur um in einer Randnotiz in der Zeitung erwähnt zu werden, dafür fehlt mir jegliches Verständnis.
Noch ein gutes Beispiel: Früher war die Nennung des Ziels und der Personenzahl an Bord fester Bestandteil des Flugfunks vor dem Start. Mittlerweile ist dem nicht mehr so, denn durch diese Daten könnte ja die Privatsphäre des Piloten verletzt werden, schließlich kann jeder mithören der ein Spezialfunkgerät für die entsprechenden Frequenzen und Kodierungen hat. Dabei könnte man tatsächlich Flugzeugkennzeichen, Ziel und Personenzahl erfahren, aber noch nicht einmal den Namen des Piloten. Trotzdem geben viele Piloten die Daten an, denn "zwischen Hannover und Hamburg mit 4 Personen" grenzt die Suche im Falle eines Crashs besser ein als "irgendwo in Deutschland, keine Ahnung wie viele Personen gesucht werden müssen".
Bea's Antrag haben wir - wie gewünscht formlos - gestellt und die unserer Meinung nach relevanten Unterlagen beigelegt. Als nächstes wird ein Hausbesuch des zuständigen Außendienstlers der Region Hannover anstehen. Wir kennen ihn schon und er ist eigentlich ganz nett, allerdings schien er beim letzten Telefonat nicht besonders erfreut zu sein dass unsere (erste) Wahl nicht die von ihm favorisierte Institution ist.
Wenn ich die Wahl zwischen einer "echten" Pflegeeinrichtung auf der einen und einer Kleingruppe mit familiärer Atmosphäre und sehr liebevoller Betreuung auf der anderen Seite habe, dann fällt wenigstens diese Entscheidung leicht, zumal Bea feste Bezugspersonen, Zuständigkeiten und Abläufe braucht. Auch wenn ich sie am liebsten hier behalten würde und alleine der Gedanke, dass sie nur noch gelegentlich "zu Besuch" nach Hause kommt, noch unvorstellbar ist. Die beste Lösung ist leider nicht immer die leichteste, ganz im Gegenteil...
Noch keine Kommentare. Schreib was dazu