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Die neue Generation Buch

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Das erste gedruckte Buch war eine Rarität und auch danach dauerte es noch einige Zeit, bis Bücher überhaupt in der gängigen Landessprache erhältlich waren, von der Alphabetisierung ganz zu schweigen. Die Buchabschreiber wurden immer weniger, denn das Drucken ging einfach schneller als abschreiben und das Privileg, ein (lateinisches) Buch lesen zu können, wurde immer mehr Menschen zuteil. Lange Zeit tat sich nicht viel, Bücher wurden von Verlagen verlegt, wiedergefunden und verkauft, doch seit wenigen Jahren vollzieht sich eine Revolution in der Bücherwelt und den Verlagen droht das gleiche Schicksal wie einst den Buchabschreibern: Sie stellen irgendwann fest, dass sie überflüssig geworden sind.

Ich rede dabei nicht von Ebooks, die einen zunehmenden, aber in Deutschland immer noch kleinen, Teil des Büchermarktes einnehmen, sondern vom so genannten Book-on-Demand und den sich daraus eröffnenden Möglichkeiten.

Einst musste ein Buch von Hand "gesetzt" werden, (Blei-)Buchstabe für (Blei-)Buchstabe wurden Druckplatten zusammengesetzt und das Buch wurde seitenweise gedruckt. Es bedarf keiner besonderen Vorstellungskraft, dass der Aufwand sich bei einer, zehn oder hundert Kopien der gleichen Seite kaum erhöhte. War die Seite einmal gesetzt, konnte fleißig gedruckt werden.

Heute haben Computer und moderne Druckverfahren haben zwar die Vorbereitungszeit und damit auch die Fixkosten einer Buchseite massiv reduziert, aber dennoch werden Bücher in Auflagen gedruckt, denn der Unterschied zwischen einem und tausend Büchern war früher einmal marginal. Diese Tradition zeigt sich heute noch in der Nennung der Auflagen-Nummer am Anfang des Buches - aber sie ist nicht mehr zeitgemäß.

Verlage investieren tausende Euros in die Vorproduktion und Lagerung von Büchern, die vielleicht Ladenhüter werden (dann liegen tausende Bücher im Lager, kosten Geld und müssen irgendwann entsorgt werden) oder überraschende Bestseller (dann ist die Auflage schnell vergriffen und die nächste muss erst nachgedruckt werden). Mehrere Ladenhüter ohne einen Bestseller dazwischen können einen kleinen Verlag schnell an seine finanziellen Grenzen bringen - aber warum?

Unter dem eingedeutschten Wort Book on Demandwerden heutzutage schon Bücher mit Hilfe von computergestützter Digitaldrucktechnik produziert - in Einzelstückzahlen. Im Lager liegen dann nur noch die digitalen Druckdaten - und das bei konstant fallenden Preisen für Speichermedien. Warum, liebe Verlage, produziert Ihr immer noch auf gut Glück große Lagerbestände? Würde es nicht reichen, vielleicht hundert oder sogar nur zehn Stück zu drucken und bei Bedarf innerhalb eines Tages fast beliebige Mengen nachproduzieren zu können?

So sind ambitionierte junge Schriftsteller (also alle, die noch keinen Bestseller publiziert haben) auf den so genanten Selbstverlag angewiesen. Dabei entstehen natürlich auch sehr viele qualitativ sehr fragwürdige Bücher, die diese Bezeichnung kaum verdienen und die Verlage versuchen alles, um diejenigen Autoren, die gezwungen sind, sich selbst zu verlegen, zu diskriminieren und als nicht gut genug für einen echten Verlag hinzustellen - dabei sind es die gleichen Verlage, die sich oft monatelang mit der Antwort auf angebotene Bücher Zeit lassen - wenn denn überhaupt eine kommt (es sein denn, man heißt Bettina W.).

Dabei bietet diese neue Welt ganz andere Möglichkeiten und Chancen, die im klassischen Verlagsgeschäft gar nicht denkbar sind. Fällt einem Leser ein Fehler auf, ist das bei "klassischen Büchern" einfach Pech: 1.000 oder 10.000 Stück - vielleicht noch mehr - sind mit diesem Fehler gedruckt und keiner wird sich hinsetzen und diese von Hand korrigieren.

Die neue Realität sieht ganz anders aus, so ist Justine beispielsweise nach dem Erscheinen von 237 der eine oder andere Fehler aufgefallen und von Lesern mitgeteilt worden - aber deswegen muss kein einziges Buch vernichtet werden oder ein Ein-Euro-Jobber diverse Großverbraucherpackungen Tipp-Ex verarbeiten - sie läd einfach eine neue Druckdatei hoch. Damit sind zwar die bereits gedruckten und verkauften Bücher nicht korrigiert, aber alle ab sofort bestellten enthalten den oder die Fehler nicht mehr.

Dabei ist sie kein Einzelfall, auch Jay hat kürzlich 2119 korrigiert (was nebenbei einen klaren Trend zu Zahlen als Buchtitel zeigt) und es wird gemunkelt, dass selbst die Werke eines großen Meisters ein Facelifting... nein Booklifting bekommen haben. In Zukunft wird das auch nicht mehr so einfach, denn nach seinen Erfolgen im Selbstverlag strecken derzeit klassische Verlage ihre Fühler und vielleicht noch ganz andere Dinge nach Bernd B. Badura aus.

So, genug gemeckert für einen Tag :)

 

4 Kommentare. Schreib was dazu

  1. Leon

    Ein schöner Ansatz, der sicherlich in Zukunft so auch umgesetzt werden wird, aber du denkst das ganze nicht zuende. Die meisten Verlage sitzen Zentral irgendwo. Nun stell dir vor die Verlage drucken die Bücher die verkauft werden nach Bedarf und distribuieren sie Deutschlandweit an jede Buchhandlung genau in dem Maße wie sie wohl benötigt werden. Jedem sollte klar sein, dass sowas völlig unmöglich ist. Gut, dann stellen wir die Buchdruckmaschinen einfach in die Büchereien, wenn das Buch vergriffen ist können dort direkt neue gedruckt werden. Aber leider gibt es auch hier zwei Haken. Nummer eins ist eine rechtliche Angelegenheit da jede Bücherei im Besitz sämtlicher Bücher im digitalen Format sein müsste, bzw. zugriff darauf haben muss. Da ist Missbrauch quasi vorprogrammiert. Problem Nummer zwei ist wesentlich simpler, eine Buchdruckmaschine kostet verdammt viel Geld. Bleibt letztlich die Möglichkeit das gewünschte Buch zu bestellen und nach ein paar Tagen per Post zugeschickt zu bekommen, allerdings ist diese Verfahrensweise nicht sonderlich revolutionär.
    Es wird also noch eine Weile dauern bis das Potential von Books on Demand ausgenutzt werden kann. Allerdings sehe ich in diesem Bereich eine wesentlich größere Zukunft als im Bereich der Indie-Autoren, zwar ist gerade noch der große Boom und jeder wirft seine unkorrigerten und fehlerhaften Bücher auf den Markt, aber auch das wird wieder abflauen. Die Zukunft des Buchmarktes, sehe ich eher in einer Kooperation von Autor und Verleger denn erfolgreich sind nur die wenigsten im Alleingang. Zwar habe ich selbst noch kein Buch veröffentlicht, aber ich denke, dass es durchaus gute Alternativen gibt die einem bedeutende Mengen an Arbeit ersparen.

  2. Sebastian

    Ich sage nicht, dass jedes Buch "on demand", also "nach Bestellung" gedruckt werden soll, aber ein Verlag könnte die Anfangsauflage problemlos drucken - wie viele Bücher Autor, Großhändler und Marketing benötigen, sollte eigentlich bekannt sein - und dann bei Bedarf (rechtzeitig) nachdrucken, so dass das Buch immer verfügbar ist. Statt dessen werden tausende Exemplare auf Vorrat gedruckt und eingelagert.
    PS: Selbst die Post bietet Porte-Selbstdruck-Automaten an, das funktioniert auch, also wäre es auch machbar, die Bücher vor Ort in den Buchhandlungen zu drucken, einen Sinn sehe ich darin allerdings nicht.

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