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Bewältigung

Kürzlich hatte ich auf Facebook eine Diskussion über Kindererziehung. Eine Mutter wollte ihr Kind bewahren, in dem sie Märchen abschwächte, Fernsehen verbot und nichts außer Waldorf-Kindergarten und -Schule erlaubte. Aber vor manchen Gefahren schützt auch das nicht - das muss Zoe gerade ziemlich hart lernen.

cemetery-91552_640.jpgWir haben eine Offene Ganztagsschule. Zoe nutzt zwar die Nachmittagsangebote nur ein Mal die Woche, aber in dem Rahmen bietet die Schule auch eine "Betreuungsstunde" nach den regulären vier Unterrichtsstunden an. Dort können die Kinder toben, spielen, ausspannen, basteln oder malen.

Letzteres macht Zoe sehr gerne, fast jeden Tag bringt sie etwas gebasteltes oder noch öfter ein frisch gemaltes Bild mit. In letzter Zeit immer öfter mit Tränchen in den Augen und etwas, das man bestenfalls als miese Laune bezeichnen könnte.

In der Schule ist sie beliebt und verabredet sich teilweise sogar mit Viertklässlerinnen. Das sie gemobbt wird, ist ziemlich unwahrscheinlich, eher nimmt sie andere in Schutz (das hat sie schon im Kindergarten). Vier Stunden Schule sind zwar anstrengend, aber auch kein Grund für diese Stimmung.

Auf ihren Bildern stehen meist in der Mitte die gleichen beiden Wörter: Der Name ihrer Großtante und "Hasi". Die Zwillingsschwester meiner Mutter ist im März verstorben und im Mai ist ihr Hasi entlaufen. Zwei Ereignisse, die sie zwar mitgenommen haben, die sie aber äußerlich recht gut verkraftet hat.

Einmal kann so etwas durchkommen, aber spätestens am dritten Tag hintereinander kommen Sorgen durch, ob mit ihr alles in Ordnung ist. Der Begriff "Kinderpsychologe" blitzt auf - in dem Wissen, dass ein Besuch dort schnell zu einem unkündbarem Abo führen kann. Manchmal ist das durchaus sinnvoll und notwendig, aber so schlimm steht es um Zoe definitiv noch nicht.

Jemand der Zoe sehr gut kennt hat derzeit genau so ein Abo und ihr - ohne ihre Anwesenheit - ein paar Minuten des jüngsten Termins abgetreten. Die Ferndiagnose des Spezialisten lautet: Alles in Ordnung. Trauer ist wichtig und ihre heile Kinderwelt wurde in relativ kurzer Zeit gleich zwei Mal schwer erschüttert, aber so lange sie das in Bildern verarbeitet und darüber redet, ist es ein gutes Zeichen über das man sich keine Sorgen machen muss, sondern ganz normale Trauerbewältigung.

Wie stark die Nachwirkungen derzeit sind, zeigte sich auch vor ein paar Tagen, als ihre Oma für eine Nacht ins Krankenhaus musste, einfach nur zu einer Routinediagnose, was auch Zoe ziemlich schnell verstanden hat, aber für einen Moment hatte sie Angst, dass ihre Oma dem Weg ihrer Zwillingsschwester folgt.

 

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